Reviews
Intizar, Songs Of Longing
Info
Musikrichtung:
World Music Fusion
VÖ: 08.09.2023 (Just Listen Records) Gesamtspielzeit: 52:22 Internet: https://mohammadmotamedi.com/ https://www.rembrandtfrerichs.nl/ https://www.justlisten-records.com/ https://www.note1-music.com/shop/Welcome.action |
Den Pianisten Rembrandt Frerichs hatte ich 2019 mit der Produktion It’s Still Autumn vorgestellt. Damals arbeiten die Musiker zusammen mit dem Iraner Kayhan Kalhor. Für das aktuelle Album des Rembrandt Trios, Intizar, Songs Of Longing, musiziert man erneut mit einem iranischen Musiker. Es handelt sich den traditionell geprägten Sänger und Ney-Spieler Mohammad Motamedi. War es bei"It’s Still Autumn" vorwiegend eine am Jazz orientierte Musik, wobei auch die Folklore einen wichtigen Stellenwert einnahm, so spielt bei Intizar, Songs Of Longing der Jazz eine eher untergeordnete Rolle.
Daran maßgeblich beteiligt ist Mohammad Motamedi, der mit seinem kraftvollen und emotional sehr bewegenden Gesang ganz klar in den Fokus gerückt wird. Gelernt hatte er einst von den Meistern des iranischen Gesangs und voller Inbrunst kann er die vertonten Gedichte der sieben Songs umsetzen. Im Booklet sind diese Gedichte in Englisch und in Persisch abgedruckt und es wird einleitend auch eine Erklärung dazu vorgestellt.
Das für seine Experimentierfreude bekannte Rembrandt Trio hat sich nicht nur durch den Sänger erweitert, sondern auch die Hinzunahme von Violine, Cello und Klarinette schlägt sich musikalisch stark nieder. Folkloristische Elemente und solche aus Klassik und Jazz verschmelzen somit zu einer abenteuerlichen und spannenden Mischung, die auch einen großen Ausdruck von Kammermusik in sich birgt, und durch die hohe Qualität aller Beteiligter auf einem sehr hohen Niveau agiert.
In den verwendeten Texten wird, direkt oder indirekt, das Leid in der Heimat Motamedis zum Thema, so soll der Titel Intizar für die Sehnsucht nach Freiheit und eine bessere Zeit stehen. So war es wohl Absicht, dass die Musik dieses Albums den inneren Kampf in der iranischen Kultur symbolisieren soll, verbunden mit Hoffnung auf eine neue Zeit, eine Rückkehr zu einer freieren und offeneren Gesellschaft. Und wenn Mohammad Motamedi singt, dann kann das Gänsehaut oder kalte Schauer über den Rücken jagen, so glaubwürdig und authentisch klingen seine bebenden Rufe.
Um das westeuropäische Musiksystem an das der persischen Musik anzunähern, hat Frerichs seine Instrumente entsprechend umgestaltet und verwendet auch ein altes Hammerklavier aus der Zeit Mozarts, weil dieses näher mit dem persischen Instrument Santur verwandt ist, so dass die modalen Strukturen persischer Musik besser getroffen werden. Schlagzeuger und Perkussionist Vinsent Planjer nähert sich mit seinem Instrumentarium entsprechend an, so dass letztlich fast die ganze Musik entsprechend anders ausgerichtet klingt. Sehr imposant und eine Art Kernstück der Platte ist das mit 15:15 Minuten längste, das emotional bewegende "In the middle of the Garden", die Geschichte einer Nachtigall, die von einem Falken getötet wird.
Trackliste
2 Az Khoune Javanan (5:46)
3 Bahare Delkash (5:45)
4 Kouze Gar (8:23)
5 Dami Ba Gham (5:47)
6 In the middle of the Garden (15:15)
7 An advice from Hafez (5:11)
Besetzung
Rembrandt Frerichs (piano, fortepiano & organ)
Tony Overwater violone & double bass)
Vinsent Planjer (whisper kit & percussion)
Myrthe Helder (violin)
Maya Fridman (cello)
Maarten Ornstein (clarinet)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |