Reviews

Felix Klieser / Kultblechdresden

Doppelreview: Golden Christmas / Kommet, ihr Hirten

Info Musikrichtung: Weihnachtsmusik VÖ: 10./17.11.2023 (Berlin Classics / Edel / CD / 2023) Internet: Felix Klieser Kultblechdresden

Nachdem die GEMA-Gebühren für Musikkonserven auf den Weihnachtsmärkten in diesem Jahr höher ausfallen sollen und sich Panik breitmacht, dass diese Orte der Hochkultur demnächst von Stille überzogen sein werden, beschleicht einen die Einsicht, dass man am besten alles selber macht. Auch die Musik. Und wer kein Instrument beherrscht, kann zu den Feiertagen immerhin zwischen gleich zwei blechgeblasenen Neuerscheinungen wählen. Das macht aber nichts, denn die beiden CDs eignen sich perfekt für die beiden klassischen Phasen des Heiligabends:

Hornist Felix Klieser passt mit seinem gediegenen Programm perfekt zur andachtsvollen Bescherung und wird dabei auch Großtante Hiltrud nicht unangenehm berühren, denn die - von Wolfang Renz verantworteten - Arrangements sind zwar hier und da überraschend, doch Klieser veredelt sie mit vielfarbigem Ton und innigem Spiel, begleitet vom Wiener Concert-Verein. So lässt man sich Humperdincks Abendsegen ebenso gerne auf dem Horn vorführen, wie so manchen Weihnachtsklassiker oder zwei Arien aus Bachs Weihnachtsoratorium, wenngleich hier beim "Großer Herr und starker König" das Arrangement nicht ganz aufgeht. Am Ende wird es arg traditionell und besinnlich, was sich schon dadurch ankündigt, dass das "Tochter Zion" extrem huldvoll-gemäßigt daherkommt und "Stille Nacht" somit den konsequenten Schlußpunkt setzt.

Wenn dann Bescherung und Festmahl durch und bei allen (erwachsenen) Anwesenden nicht nur die Kerzen, sondern auch die Lampen an sind, kommt das noch blechlastigere und schlagzeugergänzte Album "Kommet, ihr Hirten" der Herren von Kultblechdresden gerade recht. Hier haben die extravaganten Arrangements (Markus Höller & Hans Reiner Schmidt) sowohl Schmiss als auch Humor, so dass sich die Hirten auf ihrer Reise mal kurz in Weltall verirren, sich unter das Weihnachtsrepertoire bisweilen ganz anderes mischt, die Einleitungen und Übergänge aber so gewitzt daherkommen, dass man beim Hören dann doch immer gespannt aufmerkt und staunt, wie aus dem einen Stück das andere erwächst - ungezwungen und bisweilen erfrischend unverschämt. Gleichwohl versinkt die CD nicht in Albernheit, sondern kreiert immer wieder durchaus intensive Momente, die aber frei von Sentimentalität bleiben (Amazing Grace; Your raise me up u.a.).

Weihnachten kann kommen. Wir sind gerüstet.

Bewertung: 13 Punkte für Klieser, 15 Punkte für Kultblechdresden

Sven Kerkhoff