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Sinfonie Nr. 14 - 5 Fragemente
Info
Musikrichtung:
Klassische Moderne / Orchester
VÖ: 03.11.2023 (Alpha / Note 1 / CD / DDD / 2021 & 2022 / Alpha 918) Gesamtspielzeit: 61:47 |
GESÄNGE WIDER DEN TOD
„Der Tod erwartet jeden von uns. Ich kann nichts Gutes darin sehen, dass unser Leben so endet, und das ist es, was ich in diesem Werk vermitteln will.“ Eine Anklage gegen die Macht des Todes also – bzw. diejenigen, die als Gewaltherrscher den Tod über die Menschen bringen: So kann man Dmitri Shostakovichs 14. Sinfonie von 1969 hören. Wobei der Komponist es vermied, hier allzu deutlich zu werden, musste er doch nach wie vor die Repressionen der Sowjet-Diktatur fürchten, die sich von Stalins entgrenztem Terror zwar distanziert haben mochte, Dissidenten aber weiterhin gnadenlos verfolgte.
Vordergründing ist das Werk mithin eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Tod, den der zwischenzeitlich schwer erkrankte Komponist vor Augen hatte. Die Befassung mit dem Thema erfolgt über die ausgewählten elf Gedichte von Federico García Lorca, Guillaume Apollinaire und Rainer Maria Rilke in russischer Übersetzung, die den Sätzen der Sinfonie zugrunde liegen.
Die 14. Sinfonie ist somit auch ein Liederzyklus: Zumeist handelt es sich um Soli, die einem Sopran – in diesem Fall der glutvoll-dramatischen Stimme von Asmik Grigorian – und einem dunklen Bariton – hier das durchschlagende, bassgeschwärzte Timbre von Matthias Goerne – anvertraut sind. Beide gestalten die Partien technisch souverän und im Ausdruck emphatisch. Sie ergeben sich – wie der Komponist – im Angesicht des Todes nicht einfach dem Fatalismus und der Endlichkeit, von der die Musik und die Gedichte sprechen, ohne freilich der Tatsache selbst etwas von ihrer schmerzlichen Konsequenz zu nehmen.
Nur zweimal finden die beiden Singstimmen zusammen: Zunächst in dem leidenschaftlichen, geradezu opernhaft dargebotenen Dialog von Apollinaires „Loreley“, in dem sich die verschmähte Schöne am Ende in den Tod stürzt. Und ganz am Ende, wenn Rilkes „Schlussstück“ über die Unausweichlichkeit und Macht des Todes als Duett inszeniert wird. In allen Fällen ist die Darbietung durch Grigorian und Goerne von großer Eindringlichkeit und packender Expressivität.
Passend zur ernsten, ja tragischen Gestimmtheit der ausgewählten Gedichte hat Shostakovich sein Orchester auf das Streicherskelett reduziert. Nur ausgewählte Schlagzeugfarben sorgen für ein charakteristische Kolorierung, die von Totentanz-Assoziationen bis hin zu folkloristischen Momenten reicht.
Die sehr differenzierte Behandlung des Instrumentalparts durch das Orchestre Philharmonique de Radio France unter der Leitung Mikko Franck mit den bis auf die Spitze getriebenen Ausdrucksnuancen ist in ihrer Stringenz wie auch Subtiliät mustergültig. Adäquat ist auch die hochauflösende, kontrastreiche Aufnahmetechnik - eine Exempalrische Produktion, die durch eine Einspielung der "Fünf Fragmente" eher marginal ergänzt wird!
Die traurige Aktualität des anspruchsvollen Werks verleihen ihm zusätzliche Wucht, macht das Zuhören freilich auch zu einer echten Herausforderung.
Georg Henkel
Trackliste
5 Fragmente op. 42
Besetzung
Orchestre Philharmonique de Radio France
Mikko Franck, Leitung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |