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Mrs Philharmonica
Info
Musikrichtung:
Barock / Ensemble
VÖ: 03.11.2023 (Alpha / Note 1 / CD / DDD / 2023 / Alpha ) Gesamtspielzeit: 71:03 |
HARMONISCHE FREUDEN
Beseelt und beseelend ist, was das junge Ensemble „Le Consort“ auf seinem neuesten Album zu Gehör bringt. Dieses ist einer gewissen, bis dato noch nie eingespielten Mrs Philharmonica aus dem London des frühen 18. Jahrhundert gewidmet. Von besagter Dame sind zu Lebzeiten zwölf Triosonaten im Druck erschienen. Sicherheitshalber wird die anonym gebliebene Komponistin von einem prominenten Herren-Duo flankiert: dem „Orpheus Britannicus“ Henry Purcell sowie seinem Zeitgenossen Nicolai Matteis. Dieser war ein gefeierter Violinvirtuose aus Neapel, der die bis dato französisch imprägnierten Londoner für den italienischen Gusto begeistert hat.
Die ausgewählten Werke profitieren wieder sehr vom klangsensiblen Angang der vier Musiker:innen: Als wärs ein Elfenreigen von Mendelssohn, so huscht beispielsweise eine Gavotta aus der A-Moll-Suite von Matteis vorbei, gewinnt unter den Fingern der Interpret:innen dann aber immer mehr Substanz, bis das Stück fast wie ein ausgelassener Country Dance klingt – ein Angang, der bei diesem Komponisten, der sich gekonnt zwischen Poesie und Spektakel bewegt, sehr stimmig ist.
Besondere Akzente steuert das von Justin Taylor gespielte Virginal nach Johannes Ruckers bei, das je nach Bedarf über volltönige glockenartige, silbrige oder auch schnarrende Registerfarben verfügt und zudem aus zwei koppelbaren Teilinstrumenten mit je eigener Klaviatur besteht, die als „Mutter und Kind“ bezeichnet werden. Das „Kind“ klingt eine Oktave höher als die „Mutter“. Beide bereichern die mitunter exzentrischen Violinparts der Sonaten oder sorgen z. B. beim „Largo“ aus der C-Moll-Sonate von Mrs Philharmonica für eine zauberhafte „Regentropfen-Impression“.
Ebenso trefflich kann mit dem schnarrenden Arpichordium-Zug ein schmetterndes „Trumpet Tune“ von Purcell koloriert werden. So versuchen die vier Musiker:innen, die Individualität jedes Stücks herauszuarbeiten, ohne sich in der Ausstellung von Effekten zu gefallen. Alles klingt ausgewogen und stimmig, aber stets sehr lebendig.
Und so gerät Purcells G-Moll-Sonate, ein erklärtes Lieblingsstück des Ensembles, noch einmal zu einem besonderen Höhepunkt der Aufnahme, an dem man sich nicht satthören mag. In diesem Stück über eines dieser unwiderstehlichen britischen Ground-Themen scheint ein ganzes Menschenleben mit seinen Höhen, Tiefen, Träumen und Leidenschaften an den Ohren der Zuhörenden vorbeizuziehen.
Ganz im Geiste von Mrs Philharmonica erweist sich „Le Consort“ zur Freude des Publikums erneut als ein Team aus „Freundinnen und Freunden der Harmonie“.
Georg Henkel
Trackliste
Nicola Matteis: Suiten g-moll, g-moll, a-moll; Diverse Bizzarrie sopra la vecchia sarabanda o pur ciaccona; Maniera italiana
Henry Purcell: Sonate g-moll (aus 10 Sonatas in four Parts); Trumpet Tune; The Queen's dolour für 2 Violinen; Two upon a Ground
Besetzung
Théotine Langlois de Swarte & Sophie de Bardonnèche, Violine
Hanna Salzenstein, Cello & Justin Taylor, Virginal
Gast: Louise Ayrton, Violine
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |