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Reviews

Händel, G. F. u. a. (Koell, M.)

Wondrous Maschine


Info

Musikrichtung: Barock / Konzert

VÖ: 06.10.2023

(Accent / Note 1 / CD / DDD / 2023 / ACC 24398)

Gesamtspielzeit: 56:19

FUNKELNDE UNTERHALTUNG

Wenn der Name Margret Koell auf dem Cover steht, dann lohnt es sich eigentlich immer, reinzuhören. So auch beim Album „Wondrous Machine“. Den Titel kann man auf Koells Instrument, die barocke Tripelharfe, ebenso beziehen wie auf das hier mitwirkende Lyrichord oder „Geigenwerk“, das man auf den ersten Blick für ein Cembalo halten könnte. Tatsächlich ist es eine Art Luxusversion der Drehleier: Mit einem Fußpedal unter dem Instrument wird ein Rad angetrieben, das auf Tastendruck die entsprechende Saite anstreicht. Dadurch können lang ausgehaltene Töne erzeugt werden, auch mehrstimmiges Spiel ist möglich.
Der etwas jenseitige Klang erinnert manchmal an eine Mischung aus Glasharmonika und Orgel oder Akkordeon. Slawomir Zybrzycki hat das Instrument nach alten Vorlagen, die bis auf Pläne von Leonardo da Vinci zurückgehen, nachgebaut. Als weitere Soloinstrumente kommen Laute bzw. Theorbe zum Einsatz, ein Part, den Michele Pasotti beisteuert. Begleitet werden sie vom klein aber fein besetzten Ensemble Between the Strings.

Gemeinsam mit diesem Streich-Zupf-Trio wird unter anderem G. F. Händels „Konzert für Harfe, Laute, Lyrichord und andere Instrumente“ in der originalen Besetzung gespielt. Das Stück ist heute eigentlich nur noch in der späteren Orgelkonzert-Version HWV 294 bekannt. So gibt es also eine echte Rarität zu hören – ohne dass dies allein den Interpret:innen genügen würde, nein: Ihre Darbietung lässt auch musikalisch keine Wünsche offen.
Bereits die ersten Takte zeigen, dass hier an jedem Detail gearbeitet wurde. Mit munterem Schwung setzen die Streicher ein, leichthändig konzertant und beredt interagiert das Trio der Solist:innen. Das hat einen vivaldi-sonnigen, sanften Swing und wirkt zugleich kostbar wie Spitzenklöppelei. Sehr schön auch die Beimischung der Blockflöten im singenden zweiten Satz. Von vergleichbarer Anmut ist das „Konzert für Harfe und Laute“ nach HWV 306, das Margret Koell in diesem Fall selbst auf der Basis des zugrundeliegenden Orgelkonzerts arrangiert hat. Hier mischt das Lyrichord zwar nur begleitend mit, setzt in einigen Passagen aber reizvolle Akzente.

Schottische Tunes in der Bearbeitung von James Oswald, der im 18. Jahrhundert die gesammelten Volksweisen möglichst authentisch veröffentlich hat, rahmen die Händel-Konzerte und einen zeitgenössischen Beitrag von Christoph Dienz: „flappings wings“. Es handelt sich um ein einsätziges Werk, in dem das Vokabular der alten barocken Meister auf witzige Weise rekombiniert wird. Über eine Folge von immer gewagteren Verwandlungen ergibt sich eine Art Potpourri zeitgenössischer Stile. Dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden – aber gab es nicht noch mehr passendes Repertoire des 18. Jahrhunderts, um Harfe, Laute und Lyrichord zu vereinen?

So oder so: Ein originelles Programm, dass ein altes Instrument zu Gehör bringt und auch musikalisch viel Reizvolles und im besten Sinne funkelnde Unterhaltung zu bieten hat.



Georg Henkel

Trackliste

1Georg Friedrich Händel: Konzert für Harfe, Laute, Lyrichord & Bc op. 4 Nr. 6 HWV 294; Harfenkonzert op. 7 Nr. 1 HWV 306
2James Oswald: 4 Lieder aus "A Curious Collection of Scottish Tunes
3Christof Dienz: Concertino für Triple Harp, Viola Organista & 5 Baroque Strings "Flapping its wings"

Besetzung

Margret Koell, Tripelharfe & Leitung
Michele Pasotti, Laute & Theorbe
Slawomir Zubrzycki, Lyrichord/Viola Organista)

Ensemble Between the Strings
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