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Reviews

Stormwitch

Tales Of Terror (Re-Release-Serie, Folge 2)


Info

Musikrichtung: Metal

VÖ: 04.07.2019 (06/1985)

(High Roller Records)

Gesamtspielzeit: 40:08

Stromwitch-Re-Release-Serie, Folge 2



Da der Stormwitch-Erstling Walpurgis Night allenthalben gut ankam und die mediale Präsenz der Band noch durch einige Livemitschnitte von einem Gig aus der Ludwigsburger Rockfabrik vom 29.09.1984, die auf den Samplern 1. Rock-Fabrik Festival ’84 („Cave Of Steenfoll“ und der Titeltrack des Debüts) und Heavy Metal Live In Germany Vol. 1 (die gleichen beiden Songs, gerüchteweise nur um ein paar Ansagen gekürzt, wohl um die Herkunft der Tracks bzw. ihre musikalische Übereinstimmung mit den Mitschnitten des erstgenannten Samplers zu verschleiern) veröffentlicht wurden, gesteigert wurde, beschloß die Band, das Momentum zu nutzen und alsbald mit einem zweiten Studioalbum auf der Matte zu stehen. Genug Songmaterial war offensichtlich vorhanden, sogar ein Überfluß desselben: Schaut man auf die Setlist des besagten Gigs, so findet man naturgemäß fast die komplette Debütscheibe (nur das Instrumental „Excalibur“ fehlt), aber mit „Arabian Nights“ lediglich eine Nummer, die es dann auf den Zweitling schaffte – dafür stehen dort noch etliche andere Songs im Set, von denen keine Studiokonserve existiert, zumindest keine unter dem damaligen Songtitel. Neun Nummern landeten letztlich auf Tales Of Terror, einen Tick glatter produziert als das Debüt, aber stilistisch keinen Zentimeter vom melodischen Traditionsmetal abweichend. Ein paar mehr Feinheiten einzubauen traute sich die Band aber doch. Schon der Opener „Point Of No Return“ hebt mit einem schicksalhaften Mönchschor an, den gemäß Booklet Backliner Markus „Blindi“ Bindörfer und ein gewisser Biebe, dessen Identität sich ohne nähere Hintergrundinformationen nicht erschließen läßt, eingesungen haben, bevor Sophie, Silvia & Tini mit „infernal screaming“ eine Zäsur setzen und sich eine flotte Nummer mit einem einprägsamen Refrain entwickelt, der bereits klarmacht, dass Sänger Andy Mück, schon auf dem Debüt mit guten Anlagen aufgefallen, nochmal an sich gearbeitet hat und in puncto Melodientreffsicherheit abermals einen Schritt nach vorn tun konnte. „Hell’s Still Alive“ an Position 2 schraubt das Tempo ein Stück herunter, wenngleich nicht so weit wie „Priest Of Evil“ an gleicher Stelle des Debütalbums, fällt aber nicht sonderlich auf, im Gegensatz zu „Masque Of The Red Death“, das geschickt Akustik- und Elektrik-Elemente koppelt und mit seinem galoppierenden zweiten Teil auch noch einen wirkungsvollen Kontrast zum zurückhaltenden ersten Teil aufbaut. Das oben bereits erwähnte „Arabian Nights“ kommt in den Hauptteilen ohne vordergründig erkennbare Einbauten orientalischer Skalen aus und entpuppt sich als speedige Nummer mit geschickt vorantreibender Schlagzeugarbeit, gegliedert nur durch den schleppenden Refrain, in dem Mück immer weiter nach oben gleitet und eine souveräne Figur abgibt. Und wer schon enttäuscht ist, dass die Band die Chance auf eine weitere Diversifizierung vergeben haben könnte, darf sich im Solo freuen, denn da holt Harald Spengler doch noch nahöstliche Elemente aus der Schatzkiste, ehe letztlich ein überraschender schleppender Bombastpart den Song und auch die A-Seite der LP beendet.
Die B-Seite hebt abermals mit einem düsteren Intro an, diesmal ein von Johnny Wheeler gesprochenes über einer Art Horrorsoundtrack, aufgepeppt mit Amboßschlägen einer Person namens Schnegge – hier wird offensichtlich das titelgebende „Sword Of Sagon“ geschmiedet, das dann in einem abermals sehr treibenden Klanggewand zum Einsatz kommt, wobei Spengler in der ersten Sektion des Solos nochmal auf seine Blues-Wurzeln zurückschaut und diese geschickt in eine metallische Umgebung einzuflechten in der Lage ist. Da die tiefen Mönchsgesänge offenbar gut ins Konzept paßten, tauchen sie gleich an mehreren Stellen des Albums auf, so auch hier im Finale von „Sword Of Sagon“. „Trust In The Fire“ hingegen gebärdet sich als simple, aber wirkungsvolle Mitgehnummer im Midtempo, für „Night Stalker“ gilt Analoges im Speedbereich, wobei die doppelläufige Gitarrenarbeit von Spengler und seinem Kompagnon Stefan Kauffmann hier besonders wirkungsvoll zur Geltung kommt. Das schleppende „Lost Legions“ erinnert phasenweise etwas an die Black Sabbath der Spätachtziger, also der Tony-Martin-Ära und damit an eine Zeit, die von der Aufnahmeperiode Februar/März 1985 aus gesehen noch in der bekanntermaßen schwer vorhersehbaren Zukunft lag, wobei auch die erste Dio-Ära besagter Combo Spuren hinterlassen hat. Einzig die Generalpause im Refrain mutet hier ein wenig zu bemüht an. Mit „When The Bat Bites“ schließt ein weiterer Speedie die 40 Minuten ab, garniert aber auch mit ein paar Rhythmusverschiebungen, die klarmachen, dass Stormwitch keine Band von der Stange sein wollten.
In analoger Ausstattung zu Walpurgis Night liegt auch Tales Of Terror nunmehr als Re-Release bei High Roller Records vor, also im Schuber mit silbrig nachgestaltetem Cover und dem originalen Artwork als Posterbeilage. Bonustracks bleiben aber erneut Fehlanzeige, auch auf die vier Liveaufnahmen der 2004er Pressung von Battle Cry Records, die gleichfalls auf einem zwischenzeitlich erschienenen weiteren Re-Release, diesmal von MDD Records, stehen, wurde verzichtet. Dort gab es „Arabian Nights“ vermutlich aus Ludwigsburg, dazu aber noch drei Nicht-Album-Tracks, von denen „Bloodsucker“ und „White Saints In Hell“ auch bei besagtem Gig gespielt wurden, „Evil Omen“ dort aber nicht in der Setlist auftaucht, also noch irgendeine andere Quelle angezapft worden sein muß. Aber der bereits im Review zu Walpurgis Night geäußerte Wunsch, wenigstens der Ludwigsburg-Gigmitschnitt möge noch aufbereitet und offiziell veröffentlicht werden, bleibt natürlich bestehen. Das Backcover des Re-Releases macht deutlich, dass schon zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Zweitlings der Wechsel zu international klingenden Pseudonymen vollzogen war: Andreas Mück mutierte zu Andy Aldrian, Harald Spengler zu Lee Tarot, Ronny Gleisberg zu Ronny Person, Peter Langer zu Pete Lancer und Stefan Kauffmann zu Steve „Snake“ Merchant. Ein Kostümwechsel fand dann allerdings erst zum Albumdrittling Stronger Than Heaven statt – hier auf dem Zweitling haben wir noch wild posende Musiker mit Leder, Nieten und Ketten vor uns, die sich jedenfalls erneut ein gelungenes Werk gutschreiben lassen dürfen, auch wenn die Hitdichte auf dem Debüt einen Deut höher war.



Roland Ludwig

Trackliste

1Point Of No Return5:02
2Hell’s Still Alive4:27
3Masque Of The Red Death4:55
4Arabian Nights4:57
5Sword Of Sagon5:26
6Trust In The Fire3:53
7Night Stalker3:42
8Lost Legions3:43
9When The Bat Bites4:03

Besetzung

Andy Aldrian (Voc)
Lee Tarot (Git)
Steve “Snake” Merchant (Git)
Ronny Pearson (B)
Pete Lancer (Dr)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger