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Marriage Material

Enchantment Under The Sea

Info Musikrichtung: Jazz-Rock/Fusion VÖ: 07.07.2023 (Leopard) Gesamtspielzeit: 42:28 Internet: https://marriagematerial.de/ https://jazzline-leopard.de/index.php/de/ https://mosaik-promotion.de/about/

Vorab, wir treffen mit der Band Marriage Material auf vier Musiker, die bereits mit solchen Jazz-Größen wie Till Brönner, Nils Landgren, Wolfgang Haffner, Bill Evans oder Randy Brecker zusammenarbeiteten. Man kann insofern bereits erahnen, wohin die musikalische Reise gehen soll. Selbst bezeichnet die Formation ihre Musik als "Cinematic Jazz", weil die Songs an Filmmusik erinnern sollen.

In diesem Zusammenhang fällt mir spontan The Cinematic Orchestra ein, die sich auch dadurch auszeichneten, Musik im Sinne von Soundtracks zu produzieren. Doch spätestens beim zweiten Song des Albums Enchantment Under The Sea werde ich eines Besseren belehrt. Denn im Gegensatz zur doch eher besinnlichen und ruhigen Musik des genannten Orchestras geht es hier viel flotter, zupackender und kraftvoller zu.

Ein knurrender Bass, ein groovender Schlagzeugsound, zupackende Gitarrenpassagen und dazu die Instrumente Marimba und die Vibes von Raphael Meinhart bestimmen den Sound doch erheblich, so dass mir sofort eine Assoziation durch den Kopf schwirrt: Frank Zappa! Und zwar jene Musik, die dieser in etwa zur Zeit der Veröffentlichungen seiner Platten "Waka/Jawaka" oder "The Grand Wazoo" spielte, hier nur wesentlich gestraffter und weniger ausladend vorgetragen. Aber auch die Musik, die Josef Zawinul in seinen letzten Jahren spielte, finde ich ansatzweise gedanklich wieder, gerade hinsichtlich vieler Passagen, besonders fällt mir das auf bei "The Ring".

Doch auch klare Hinwendungen zum Jazz Rock der Siebziger britischer Prägung sind eindeutig eingeflossen in den Sound von Marriage Material, besonders sehe ich hier den finnischen Gitarristen Arto Mäkelä als wichtigen Protagonisten. Letztlich ist es gelungen, Musik mit individuell geprägter Ausrichtung zu schaffen, Musik, die Anteile von Prog Rock, Jazz Rock, Fusion und Funk zusammenfügt zu einem spritzigen Ganzen.

Diese Musik ist tanzbar, die Kompositionen sind nicht wesentlich auf einen Wiedererkennungswert gerichtet, sondern hier scheinen die Ideen innerhalb der Songs zu entstehen aus den Arrangements heraus. Das heißt, ein groovender Teppich bietet einen Spielplatz für die vier Akteure, mit reichlich Platz zu individueller und spontaner Entfaltung. Sicher hat man hier keine neue Tür aufgestossen, das Ganze ist jedoch von hohem Unterhaltungswert und besticht durch die guten Leistungen der Vier.

Wolfgang Giese