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Paris 1790 - Musik für Barockgitarre
Info
Musikrichtung:
Frühklassik
VÖ: 08.09.2023 (Analekta / Outhere / Note 1 / CD / 2023 / Artikelnr. AN 2 9196) Gesamtspielzeit: 54:17 Internet: Pascal Valois |
KOMISCHE MOMENTE
Exotisches Repertoire hat der Gitarrist Pascal Valois da ausfindig gemacht: Mit Gitarrenwerken aus der Feder eines Monsieur Vidal, von dem nicht einmal Vorname und Geburtsdatum, sondern nur das Sterbejahr 1803 bekannt ist, begegnen uns hier galant-frübarocke Stückchen von der Sonate bis zum ganzen Gitarrenkonzert - eine echte Seltenheit in dieser Epoche. Valois präsentiert das alles auf einer fünfchörigen Barockgitarre (5x2 Spielsaiten). Das erscheint nachvollziehbar, da diese Art der Gitarre zu Vidals Zeiten noch in Gebrauch gewesen sein dürfte; erst in der Romantik setzte sich die sechssaitige Bauweise durch.
Das Instrument produziert einen zwar leisen Klang, diesen aber mit hohem Geräuschanteil und einem teils durch die Doppelsaitigkeit bedingten metallischen Schnarren. In den Sonaten ergibt das bisweilen interessante Effekte. Im Gitarrenkonzert oder den Duos für Violine und Gitarre fügt sich dieser Sound auch in der Stimmung der Instrumente mit den anderen Beteiligten aber so überhaupt nicht zusammen - es entstehen Überlagerungen und Verzerrungen, die dem Ganzen die Anmutung eines musikalischen Verkehrsunfalls geben. Den Ausführenden ist dies wohl bewusst, was etwa daran zu merken ist, dass der Geiger Jacques André Houle, ein erfahrener Spezialist der historischen Aufführungspraxis, sich immer wieder zurücknimmt und mit hörbarer Verunsicherung geradezu fragend agiert.
Es kommt hinzu, dass Vidals Musik zwar spieltechnisch herausfordernd sein mag, die frühklassische Galanterie aber nicht nur bis zur äußersten Harmlosigkeit, sondern teils gar in den Bereich der unfreiwillig komischen Banalität hinein übertreibt. Das wie "eingedost" wirkend Klangbild der Aufnahme betont dies noch zusätzlich ungünstig.
Sven Kerkhoff
Trackliste
Besetzung
Jacques-André Houle, Olivier B. Brault: Violine
Amanda Keesmaat: Cello
Jessy Dubé: Viola
Jean-Guy Coté: Barockgitarre
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |