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Dollé, Ch. – Marais, M. – Bach, J. S. u. a. (Uemura, K. u. a.)

Kagami – Spiegel

Info Musikrichtung: Barock / Gambe VÖ: 08.09.2023 (Ramée / Note 1 / CD / DDD / 2022 / RAM 2204) Gesamtspielzeit: 63:06

Ernst ist das Leben, heiter die Kunst! Letztere vermag spielerisch Momente des menschliche Dasein zu spiegeln. Und ganz so, als Spiegel des menschlichen Lebens, will die Gambistin Kaori Uemura ihr neues Album verstanden wissen. Dafür hat sie aus Kompositionen unterschiedlicher Provenienz ein Theaterstück in einem Prolog, einem Epilog sowie drei Akten zusammengestellt, in dem der Lauf des menschlichen Lebens in der Form eines barocken Instrumentaltheaters zur Aufführung kommt.

Nach einem einstimmenden sinnenden Gambensolo von Thomas Hume folgen in bunter Mischung Stücke von Marin Marais, J. S. Bach, Charles Dollé und anderen. Während sich der Vorhang bei Marais buchstäblich öffnet – so zumindest deutet Uemura die gebrochenen Akkorde des „Prelude de harpegement“ – scheinen die Ausschnitte aus einer Gambensonate von Bach mehr für die großen oder tiefen Erkenntnismomente zu stehen.
Das Auf- und Ab des Lebens mit seinen Freuden und Nachdenklichkeiten illustriert hingegen Charles Dollés umfangreichere erste Suite aus seinem Gambenbuch. Mit Henry Purcells ergreifenden Lamento der Dido aus der gleichnamigen Oper in einer Fassung für unbegleitete Gambe naht schließlich der Tod, während ein Trauermarsch von François Couperin die Grablegung evoziert.
Bachs ätherisches Andante aus dem „Italienischen Konzerts“ in einer Bearbeitung für Cembalo und Gambe spricht von den Freuden des Himmels. Und Marais‘ „Fantasie“ resümmiert im Epilog augenzwinkernd noch einmal das ganze Drama in einem virtuosen Variationenstück.

Dank der markant gestischer Tongebung, einem erdig-körperlichem Klang und viel Lust am detailreichen Fabulieren gerät den Ausführenden ihre Sammlung zu einer ebenso unterhaltsamen wie nachdenklichen musikalischen Comédie humaine.

Georg Henkel