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Reviews

Bernasconi, A. / Gluck, Chr. W. / Piccini, N. u.a. (Jaroussky)

Forgotten Arias


Info

Musikrichtung: Oper / Spätbarock

VÖ: 27.10.2023

(Erato / Warner / CD / 2022 / Artikelnr. 5054197633881)

Gesamtspielzeit: 76:55

Internet:

Philippe Jaroussky

Soll sich mit diesem Album Jarousskys Diskographie runden? Es bleibt vorerst sein Geheimnis, aber konsequent wäre es, denn sowohl mit dem Konzept - der Suche nach vergessenen Schätzen des barocken (hier: spätbarocken) Opernrepertoires als auch in Bezug auf die Sänger, denen er hier nacheifert, kehrt der Counter ein Stück weit zu Wurzeln bzw. Anfängen seiner über 20jährigen Karriere zurück. Ein langer Zeitraum in diesem Fach, in dem die Stimme besonders anfällig ist für Alterungserscheinungen. Und die hört man inzwischen auch bei Jaroussky deutlich, wenngleich er vieles durch Erfahrung und die noch immer gesteigerte Gestaltung bis in die feinsten Details hinein wettmacht.

Bernasconis Bravourarie, die den Anfang des Albums bildet, ist insofern unglücklich gewählt, denn hier gerät durch Lage und Tempo die Stimme besonders unter Stress. Über ihr scheint eine Art feines Pergamentpapier zu liegen, welches dem Ton seinen Glanz nimmt. In der Höhenlage wird dieser zudem dünn und zunehmend flackrig. Die tiefen Töne bekommen zusätzliches Volumen, der Registerwechsel ist aber alles andere als bruchlos - vielmehr scheint es oft so, als würden hier zwei Sänger am Werke sein. Der Sänger weiß hierum natürlich und nimmt sich zwecks Vermeidung solcher Effekte an anderer Stelle spürbar zurück, wie etwa bei Traettas "Gemo in un punto"; dadurch werden zwar manche Klippen geschickt umschifft, aber wer Jarousskys Karriere verfolgt hat, weiß auch, was er in früheren Jahren aus diesem furiosen Stück gemacht hätte.
Wesentlich geeigneter ist sind da lyrische Trouvaillen, die sich vorwiegend in der mittleren Alt-Lage bewegen, wie Ferrandinis ausladendes "Gelido in ogni vena", das Jaroussky mit einer psychologisch intensiven Deutung versieht und derart konsquent durchformt, wie sonst kein anderer. Gerade wegen solcher Entdeckungen, die sich nicht allein Jaroussky, sondern einmal mehr auch dem schon fast legendären "Trüffelsucher" Yannis Francois im Hintergrund verdanken, ist der Repertoirewert des Albums hoch.

Le Concert de la Loge steuert unter Julien Chauvin einen beachtlichen Klangfarbenreichtum und schönen Drive bei.



Sven Kerkhoff

Trackliste

Arien von Christoph Willibald Gluck, Andrea Bernasconi, Alexandre Piccinni, Giovanni Battista Ferrandini u.a.

Besetzung

Philippe Jaroussky: Countertenor

Le Concert de la Loge

Julien Chauvin: Ltg.
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger