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Bastien & Bastienne; La Servante Maitresse
Info
Musikrichtung:
Oper
VÖ: 08.09.2023 (CVS / Outhere / Note 1 / 2 CD / 2022 / Artikelnr. CVS 105) Gesamtspielzeit: 89:15 |
"SIE WURDEN ASSIMILIERT"
Es geht aber auch ohne Borg-Technik: Das Versailler Label CVS präsentiert zwei Werke in französischer Sprache und in französischem Verständnis, die eigentlich stark an das Ursprungsidiom gekoppelt sind - das an sich deutschsprachige Singspiel des 12jährigen Mozart "Bastien & Bastienne" und das eigentlich italienische Intermezzo "La Serva padrona" von Pergolesi, das den Siegeszug der Komischen Oper in ganz Europa einleitete.
Die Koppelung der beiden je rund 45minütigen Stücke mag auf den ersten Blick überraschen. Musikgeschichtlich ist sie aber nicht abwegig. Abgesehen davon, dass beide die wahren Gefühle und die Schläue des "einfachen Volkes" der tumben Verkommenheit der Aristokratie gegenüberstellen, inspirierte Pergolesis Intermezzo Rousseau zu seinem "Devin du village", dessen Verballhornung durch Favart wiederum die Grundlage lieferte für das Libretto zum Schülertheaterstück Mozarts. Auch kommen beide Werke mit einem überschaubaren Personal von zwei bzw. drei Personen aus.
Das Problem der Einspielung liegt dann auch weniger in der Kombination oder im französischen Idiom, wenngleich in der Serva padrona damit ein wenig das kecke Plappern des italienischen Originaltextes verlorengeht, das die Musik eigentlich aufgreift. Kritikwürdig erscheinten vielmehr der interpretatorische Zugriff des Dirigenten Gaétan Jarry sowie die Asuwahl der Sänger.
In "Bastien & Bastienne" arbeitet Jarry vor allem die Tonsprache Glucks als Inspirationsquelle Mozarts heraus. Mindestens ebenso stark standen aber die Musik und die Singspiele Michael Haydns mit ihrem volksmusikantischem Ton Pate, der hier vollkommen unterbelichtet bleibt. Auch das kindlich-kokette Element tritt kaum in Erscheinung. Vielmehr werden die Figuren mit ihren naiven Liebeshändeln, vom "Zauberer" Colas einmal abgesehen, ziemlich ernst genommen. Das gilt zumal für Adèle Carlier, deren Sopranstimme die glockenhelle Leichtigkeit abgeht, nach der die Rolle der Bastienne ebenso verlangen würde wie jene der Zerbine bei Pergolesi. Auch David Tricou legt den Bastien eher als großformatigen Liebhaber denn als kleinen Schäfer an. Mit einigem Spielwitz hingegen wartet Marc Scoffoni als Colas bzw. Pandolphe auf, wobei das Pergolesi-Werk insgesamt organischer gerät.
Das Orchester musiziert flott und historisch informiert, ist allerdings den Voaklstimmen gegenüber recht deutlich nach hinten abgerückt. Eine dem Bühnengeschehen angemessene Staffellung im Gesamtklang sucht man vergebens.
So interessant dieses Experiment zumächst erscheint: Wirklich überzeugend gelungen ist es nicht.
Sven Kerkhoff
Besetzung
David Tricou: Tenor
Marc Scoffoni: Bariton
Orchestre de l´Opéra Royal
Gaétan Jarry: Ltg.
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |