Reviews

Anna Margolina

One Endless Night

Info Musikrichtung: Vocal Jazz VÖ: 02.06.2023 (XJAZZ!Music) Gesamtspielzeit: 44:25 Internet: https://www.margolinamusic.com/ https://www.xjazzmusic.com/

Die Jazzsängerin Anna Margolina wurde in Minsk in einer Musiker- und Künstlerfamilie geboren. Nach "No Greater Love" (2017) und "Di Goldene Pave" (2019) legt sie mit One Endless Night nun das aktuelle Album vor.

Und darum geht es bei dieser Platte mit den acht Songs: In diesem Album verarbeitet Sängerin Anna Margolina ihre Ankunft in Berlin vor 30 Jahren – es geht um Ausgrenzung und die Suche nach Identität, Einsamkeit und Menschlichkeit, die Beziehung zu ihren Eltern und die Liebe zu Berlin. Acht Songs beschreiben Episoden aus ihrem Leben, die sie bis heute prägen. (Pressetext)

Das Album wurde von der Protagonistin zwar produziert, komponiert wurden die Songs jedoch von einem gewissen Conor Cantrell. Im Wesentlichen wird die Musik im Umfeld eines typischen Jazz-Piano-Trios gespielt, gelegentlich hört man zusätzlich Lisa Buchholz mit dem Flügelhorn, erstmals auf "Motherless Child", und noch einmal bei "Shadows Of Light". Die ohnehin bereits sehr ausfüllend gestaltete Musik in einem perfektem Zusammenspiel des Trios mit dem Gesang wird dadurch in einem sehr positiven Sinne verstärkt und ich wünschte mir mehr Songs, die so angereichert wären.

Die Musik ist sehr swingend, sehr ungezwungen und voller Leichtigkeit, so kann die Protagonistin mit ihrer Stimme auch sehr überzeugen. Mit sehr klarem und akzentuiertem Ausdruck versteht sie es, mit spürbarer Wärme die Texte umzusetzen, Texte, die im Übrigen alle im separaten Booklet abgedruckt sind. Die Band agiert sehr einfühlsam und bietet teilweise eine sehr romantische Ausprägung von Jazz, der sowohl Spuren von US-amerikanischen als auch europäischen Einflüssen trägt. Aber man kann auch anders, denn viele recht treibende Passagen in einigen Songs zeugen von grosser Spielfreude.

Darüber hinaus bemerke ich bei einigen Songs, dass sie durchaus auch im Genre Singer/Songwriter gut aufgehoben wären, sehr gute Ansätze lassen sich zum Beispiel bei "Cold Waters" bemerken, wo ich bemerke, dass hier nicht nur typischer Jazz im Spiel ist, wenn Anna singt.
Entstanden ist sehr harmonische Musik, die viel Wärme ausstrahlt, alles andere als akademisch wirkt und viel "Schönklang" in sich trägt.

Wolfgang Giese