Reviews
Das Licht
Info
Musikrichtung:
Electro-Pop
VÖ: 04.08.2023 (Eigenproduktion / Digital) Gesamtspielzeit: 57:54 Internet: http://www.grafzaroffserben.de |
Graf Zaroff ist zwar nur eine Roman- und Filmfigur, nichtsdestotrotz ein finsterer Geselle. Dem will man nicht im Dunkeln über den Weg laufen! Keine Ahnung, ob und was es da zu erben gibt. Hoffentlich nicht den durch und durch verdorbenen Charakter! Sänger Dirk Bendfeld und Gitarrist Andy Jelitte präsentieren mit Das Licht das hörenswerte, überwiegend gelungene Resultat von zwei Jahren Arbeit; ein abwechslungsreiches und vielschichtiges Electro Pop-Album.
Der Einstieg „Wo ist das Licht?“ fesselt sofort mit seinem starken, melodischen Riff. Bei „Leben, Lieben, Hassen“ zeigt Andy Jelitte erstmals, was für ein versierter Gitarrist er ist. Was mir noch besser gefällt: Er entlockt seinem Instrument immer neue Sounds, die dem jeweiligen Stück den passenden Rahmen geben. Man höre sich nur „Geisterreiter“ an! Da hat sich jemand viele Gedanken gemacht und wohl auch viel ausprobiert! Und das Wichtigste: Er ist dabei zu spannenden Ergebnissen gekommen! Wenn Andy bei „Der Deubel“ und „Butzemann“ stärker zum Einsatz gekommen wäre, wären deren Mittelteile nicht zu lang(weilig) geraten! Auf „Nur ein Augenblick“ trifft das ebenfalls zu, da nimmt man aber wegen der Intensität der Melodie gerne an, dass es etwas länger dauert. Kann man ein bisschen länger schwelgen!
Dieser temporäre Abfall der Spannungskurve über 14 Songs/58 Minuten bedeutet keineswegs, dass Dirk und Andy keine geilen Songs schreiben können. Ganz im Gegenteil! So spielt das abschließende „Staub“ mit Dance-Elementen, wogegen „Klaustrophobia“ tollen Electro-Pop offeriert, dem ich sogar Hitchancen einräumen würde. Das pfiffige „Dunkle Schatten“ hätte mit seiner Eingängigkeit und seinem peppigen Drive in den Tagen der Neuen Deutschen Welle für Furore gesorgt. Bei dieser Nummer passt bis hin zu Dirk Bendfelds vokalistischem Charisma alles! Der Mann hat das gewisse Etwas in der Stimme, das Stücke wie „Staub“ oder „Geisterreiter“ zusätzlich aufwertet – ach was, alle Songs! Hier malträtiert einen kein künstlich gerolltes R, das einen nach wenigen Minuten auf eine Weise aggressiv macht, die man einfach nicht haben will! Zudem zeichnet er für sämtliche Texte verantwortlich, die das ganze Spektrum von albern („Butzemann“) bis todernst („Tambourmajor“, „White Sands Missile Range“, „Staub“) abdecken.
Falls Graf Zaroffs Erben ein weiteres Album in Angriff nehmen, wären eine Straffung der Arrangements und eventuell der Einsatz eines echtes Schlagzeugs eine ernsthafte Überlegung wert. Und auf jeden Fall mehr Klangfarben, also mehr Gitarre! Vielleicht sogar probeweise die akustische Variante?
Michael Schübeler
Trackliste
1 | Wo ist das Licht? | 4:34 |
2 | Du und ich | 3:40 |
3 | Leben, Lieben, Hassen | 4:14 |
4 | Der Somnambule | 3:07 |
5 | Nur ein Augenblick | 5:00 |
6 | Der Deubel | 5:30 |
7 | Butzemann | 4:46 |
8 | Klaustrophobia | 3:18 |
9 | Dunkle Schatten | 4:15 |
10 | Tambourmajor | 4:14 |
11 | Alles rutscht | 3:27 |
12 | Geisterreiter | 4:24 |
13 | White Sands Missile Range | 3:21 |
14 | Staub | 4:05 |
Besetzung
Andy Jelitte (Guitar)
Gäste:
Laurenz Westermeier (Bass, Strings, Piano Track 5, Keyboards Track 8 & 10, Synth Bass Track 10)
Holger Winkelmann (Narration Track 13)
Jutta Ahlemeyer-Bendfeld (Backing Vocals Track 5)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |