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Les Escapades & Sebastian Mirow

Träume & Visionen

Info Musikrichtung: Konzept VÖ: 08.09.2023 (Christophorus / Note 1 / 2 CD / 2023 / Artikelnr. CHR 77474) Gesamtspielzeit: 64:30 Internet: Les Escapades

"Poetische Reise durch eine wundersame Nacht" - so der Untertitel dieses Albums, das Gedichte und Texte zum Themenkreis Nacht teils nach Titel, teils nach Atmosphäre passenden Musikstücken gegenüberstellt. Besser gesagt: Zueinander gesellt, denn das alles kommentiert und ergänzt sich wechselseitig, fließt bisweilen (CD 1) gar ineinander. Die Grenzen verschwimmen, wie es in Dämmerung und Nacht nun einmal unumgänglich ist und das gilt nicht zuletzt für die Grenzen der Genres bzw. Epochen. Sprecher Sebastian Mirow wählt eine sprachmelodiöse Diktion, die stets etwas Suchendes, geheimnisvoll Mystisches behält. Das Gambenconsort Les Escapades bewegt sich durch die Musikgeschichte von Purcell bis zur Gegenwart, schafft es aber, dem Repertoire - ob nun direkt für Gambe geschrieben oder arrangiert - einen roten Faden einzuweben, der vor allem durch einen ähnlich vorsichtig-behutsamen Ansatz gekennzeichnet ist. So wirkt dies alles fast, als wollte man den sinnenden, träumenden Hörer bwz. die Hörerin nicht verschrecken, sondern subtil hypnotisch in das Dunkel hineinziehen, so dass es gar nicht stört, wenn es auch einmal etwas rauchig kratzt oder die melodischen Bögen nicht derart weit ausgeschwungen musiziert werden, wie man das etwa bei Dowland oder Locke pur schon einmal erleben kann.

Um in dieser Art zu wirken braucht es dann aber tatsächlich das Gesamtkonzept. Zwar ist - recht luxuriös - auf einer zweiten CD das "reine" Musikprogramm noch einmal beigegeben. Für sich genommen geht dieses aber nicht gleichermaßen überzeugend auf. Die Nachtfhart will offenbar dann doch ein großes Ganzes sein, in dem Raum ist für alle Träume, Gespenster, romantische Gedichte, nüchtern-distanzierten Spott und vor allem für das Erspüren und Summen der inneren Melodien. Ein wenig roamntisch disponiert sollte man dafür schon sein - aber wer wäre das eigentlich nicht.

Sven Kerkhoff