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Canto A Mi Caballero
Info
Musikrichtung:
Renaissance / Instrumental
VÖ: 08.09.2023 (Paradizo / Note 1 / CD / DDD / 2022 / PA0021) Gesamtspielzeit: 58:09 |
SPANISCHE KABINETTSTÜCKCHEN DER SPÄTREANAISSANCE
Gleich die ersten trockenen Gitarren- bzw. Vihuela-Klänge zeigen, wo wir uns musikalisch befinden: in Spanien. Was freilich „im Volkston“ beginnt, erweist sich nach und nach als ein erlesenes Kabinett von Miniaturen. Mit seinem Ensemble „Capriccio Stravagante“ erkundet Cembalist Skip Sempé die spanische Musik des 16. Jahrhunderts, mit dem Komponisten Antonio de Cabazon als Fixstern. Von ihm stammt auch die eröffnende „Pavan con su glosa“. Neben den rauschenden Gitarren sorgt ein Cembalo mit ornamentalen Rankenwerk für spielerischen Glanz.
Weiter geht es mit Variationen über ein Volkslied für ein Gambenconsort von Cabezón – die Gambe ist ein Kind Spaniens und so darf sie natürlich nicht fehlen; hier adelt sie eine einem Ritter (dem „Cavallero“ des Titels) zugeschriebene traditionelle Melodie, die freilich nicht nur Cabezón inspiriert hat.
Eine muntere Romanesca von Alonso Mudarra über „Las Vacas“, ebenfalls ein „Klassiker“ unter den spanischen Volksliedern, wieder für Gitarren und Vihuela, spinnt den Faden fort. Komponiertes und Improvisiertes verbinden sich hier wie bei den übrigen Stücken ganz natürlich, der tänzerische Schwung der Romanesca zieht im Ensemble Kreise wie ein Stein, der ins Wasser fällt.
Überhaupt prägt ein kurzweiliger Wechsel von Spannung und Entspannung das Programm, das Volkstümliches neben Elaboriertem präsentiert: „Las Vacas“ gibt es auch in der anonymen Urfassung zu hören, oder besser: in einem Arrangement, das die titelgebenden Kühe Dank einer Blockflöte virtuose Pirouetten drehen lässt. Das Stück steht zwischen einem polyphonen Stück von Nicolas Gombert über jene schon bekannte ritterliche Melodie, „Dezilde al Cavallero“, und der elegischen Cembalokomposition „Dulce Memoria“, das Hernando de Cabezón, der Sohn von Antonio, komponiert hat.
In Sempés spanischem Kabinett finden sich außerdem wieder ausgezierte instrumentale Versionen von originären Vokalkompositionen, darunter eine Messe von Cristóbal de Morales. Deren „Dezilde“-Cantus firmus durchzieht wie ein motivischer Querverweise das Programm und beleuchtet so die komplexen Metamorphosen, Echos sowie Verflechtungen von spanischer und nordeuropäischer Musik. Für letzteres ist auch die Bearbeitung von Josquins Chanson-Hit „Mille regretz“ durch Luys de Narváez ein schönes Beispiel.
Dank der durchweg lebendigen und zugleich kultivierten Darbietung durch das „Capriccio Stravagante“ vergeht diese feinsinnige „spanische Stunde“ wie im Flug.
Georg Henkel
Trackliste
Hernando de Cabezon: Dulce Memoria
Jacob (Jaques) Arcadelt: Il bianco e dolce cigno
Cipriano de Rore: Signor mio caro
Nicolas Gombert: Dezilde al Cavallero
Luys de Narvaez: Mille regretz (Cancion del Emparador); Paseabase el Rey Moro (Romanze)
Alonso Mudarra: O Guardama Las Vacas (Romanesca)
Diego Ortiz: Doulce memoire (Recercada segonda)
Cristobal de Morales: Kyrie, Hosanna & Agnus Dei aus "Missa Dezilde al Caballero"
Anonymus: La Vacas / La Cara Cossa
Besetzung
Skip Sempé, Leitung & Tasteninstrumente
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |