Reviews

Rémy Labbé Quintet

Careless Territories

Info Musikrichtung: Modern Jazz VÖ: 05.05.2023 (Challenge) Gesamtspielzeit: 52:11 Internet: http://www.remylabbe.com/ https://challengerecords.com/ https://www.martinaweinmar.de/

Mit Rémy Labbé stellt sich ein Trompeter aus Belgien vor. Wie man der Pressemitteilung entnehmen kann, entwickelte sich die Idee zu diesem Album, Careless Territories, nach einer Begegnung mit dem Landsmann Phil Abraham, dem Posaunisten. Beide sind große Fans des Quintetts des Trompeters Clark Terry und des Posaunisten Bob Brookmeyer.

Die zehn Songs des Albums sollen weiterhin eine nostalgische musikalische Reflexion von Labbé darstellen, Eindrücke, die er auf Reisen erhalten hat, so sei der Albumtitel der ehrliche Wunsch, eine irgendwie facettenreiche persönliche musikalische Landschaft zu enthüllen; wahrscheinlich das Ergebnis einiger Jahre als Arrangeur für Big Bands.

Bis auf "Have You Met Miss Jones?", das von Richard Rodgers stammt, wurden alle übrigen Songs von Labbé komponiert. Eingespielt wurde das Album von Musikern unterschiedlichen Alters, der Protagonist spricht hier von einer spannenden Mehrgenerationen-Band. Auf jeden Fall spürt man die Frische der Einspielungen, Experimentierfreude steht hier neben klaren Strukturen der Arrangements.

Um auf die Vorbilder zurück zu kommen, vergleiche ich zum Beispiel vom Clark Terry & Bob Brookmeyer Quintet ‎deren gemeinsame Platte "Gingerbread Men". Und da stelle ich fest, dass die Frische, der Ansatz, die Tradition, das Feeling, die Seele, der Swing und das Prickeln dieser Produktion durch Careless Territories sicher nicht ausgedrückt wird in dem Masse, besonders dann, wenn Vorbild Clark Terry singt, und man die Vokalstücke dieses Albums vergleicht, wird das besonders deutlich.

Dennoch sollte man sich nicht auf diesen Vergleich fixieren, denn Careless Territories strahlt anders, klingt "europäischer", sprengt klar die Ketten der Tradition, gibt sie aber nicht völlig auf, und somit ist dem Rémy Labbé Quintet eine relativ eigenständige und individuelle Produktion gelungen, die mit sich frei entwickelnden Passagen vieler Songs eine spannende Stimmung erzeugt, und auch stets für kleine Überraschungen gut ist durch mitunter ganz zart dahintupfende Wechsel von Rhythmus und Ausdruck.

Wolfgang Giese