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Wassermusik – Feuerwerksmusik
Info
Musikrichtung:
Barock / Orchester
VÖ: 14.07.2023 (Pentatone / Naxos / CD / DDD / 2022 / PTC 5187013) Gesamtspielzeit: 64:50 |
ZWISCHEN TANZBODEN UND FREILUFTMUSIK
Händels „Wassermusik“ – da denkt man gleich an einen gewissen aufmunternden „Sonntagmorgensound“ aus dem Radio, mit diesem schönen, geschmeidigen und glanzvollen Barockklang, wie er einst exemplarisch von der Academy of St. Martins in the Fields kultiviert wurde. Inzwischen ist der fast völlig von den Ensembles verdrängt worden, die historisch informiert spielen und den "Eigenklang" der barock disponierten Instrumente hervorkehren. Wobei die Skala der Interpretationsansätze auch dort denkbar breit ist. Und wer hier die ältere Generation, "The English Concert", das „Tafelmusik“ oder das „Amsterdam Baroque Orchestra“ mit ihrem farbig-festlichen Klang im Ohr hat, kann bei dieser Einspielung mit dem belgischen B’Rock Orchestra als einem noch jüngeren Vertreter manch Neues und Ungewöhnliches entdecken.
Der Ton ist insgesamt rauer und herzhafter, wenngleich nicht unkultiviert. Eher klanglustig: Markante Blechbläser, vor allem herrlich kernige Hörner, sowie orgelnde Fagotte gibt es zu hören. Die Streicher agieren schlank und biegsam, mit viel Körper und Obertonspannung.
Bei der Reihenfolge der Suiten und Einzelsätze geht man recht frei mit dem Material um, allerdings gibt es ja auch keine autographe „definitive“ Partitur Händels, sondern lediglich diverse spätere Bearbeitungen aus anderer Hand. Musiziert wird mit einigen Überraschungen bei der Phrasierung, da hüpft, springt, dreht und wendet es sich quicklebendig, dazu einige punktgenaue Verzögerungen, um die Spannung weiter zu erhöhen.
Die Belgier präparieren bei der Wassermusik die archaischen Schichten heraus, die überdies mit etwas Schlagzeugeinsatz pikant aufgemischt werden – eine Zutat, die seinerzeit wohl fehlt, aber im Rahmen der barocken Aufführungspraxis vertretbar ist. Doch findet das Ganze dann nicht mehr auf dem Wasser oder Ufer der Themse statt, wo Händels Suiten erstmals erklungen sind. Sondern im Konzertsaal, oder besser noch: auf dem Tanzboden.
Auf den Punkt, mit Wucht und Wumms, aber auch um einiges widerborstiger, folgt die dann die nicht minder berühmte „Feuerwerksmusik“. Hier meint man fasst, einer Freiluftaufführung beizuwohnen, die live mitgeschnitten wurde. Das Klangbild ist recht trocken, Hörner und Trompeten klingen auch darum etwas „bellend“, aber das passt ja zum militärischen Charakter der nicht erhaltenen Urfassung, die ein Bataillon nur aus Holz- und Blechbläsern auf die Tribüne brachte. Bei der Neueinspielung bleiben die Streicher eher drahtige Genossen und die Oboen kommen etwas aus der Ferne. Im Ganzen fehlt es an jenen Rauschzuständen, die man bei anderen Einspielungen erleben kann.
Georg Henkel
Besetzung
Dmitry Sinkovsky, Leitung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |