Reviews
Chronicles of the last Self Thinkers
Info
Musikrichtung:
Arkadischer Gitarren Prog
VÖ: 21.07.2023 (Scene / Galileo) Gesamtspielzeit: 60:00 Internet: http://www.dice-band.de |
Neben dem Begriff „Prog“, den ich bei fast jeder bisherigen Dice-Review gebraucht habe, tummeln sich dort abwechselnd die Beiworte „Cosmic“, „Space“ und „Folk“. So richtig zufrieden war ich damit nur gelegentlich. Manchmal habe ich es mir einfach gemacht und schlicht von „Dice Prog“ gesprochen, was seine Berechtigung hat, da Dice eine so klar erkennbare Identität haben, dass der eigene Name als Genre-Begriff taugt.
Ich wollte dieses Mal etwas Neues ausprobieren. Vom Space und Kosmos höre ich dieses Mal nicht mehr viel. Ich empfinde die Musik als sehr naturnah, aber nicht im folkigen Sinne. Ich denke eher an gestaltete Natur, nicht spektakulär, sondern fast etwas bescheiden auf Harmonie gebürstet. Und irgendwann machte es klick. Obwohl es sich bei Dice um Wahl-Sachsen handelt, kommt mir das brandenburgisch-preußische Arkadien in den Sinn, wo die Natur zu Sichtachsen geordnet wird, die Blicke auf Gebäude und Schlösser frei geben, die eben nicht mit sächsischer Barockpracht überwältigen wollen, sondern oft eher den Anschein eines Gartenhauses erwecken. So this time it’s Arkadischer Gitarren Prog.
Textlich gibt es dieses Mal einen roten (oder ist es ein blauer) Faden. Nóvé wendet sich gegen eine verlogene Welt, in der die Wahrheit verdreht wird und die Menschen wie Lemminge den Meinungsmachern hinterherlaufen. Man muss immer wieder an Fake News, Alternative Fakten und Querdenker denken. Wobei man sich nie ganz sicher ist, ob das nun eine Kritik an den Querdenkern oder die Kritik eines Querdenkers ist. Aber diese Offenheit trägt vielleicht dazu bei, dass man selber denken muss.
Der elegische Gitarrenrock des Openers hat stark zu meinen Genre-Reflektionen beigetragen. Die zweite Hälfte des Albums passt insofern dazu, als man im preußischen Arkadien ja gerne unterschiedliche Kulturen zitiert hat.
„The Key“, das die Frage stellt, die Douglas Adams einmal mit „42“ beantwortet hat, klingt zumindest in der Anfangsphase wie ein Song von Flash and the Pan, was auch deshalb bemerkenswert ist, weil Dice selten klingen, wie eine andere Band.
Es wäre übertrieben bei „Freedom for my Soul“ wirklich von Soul zu sprechen, aber der kraftvolle Ansatz des Stückes bringt Dice so weit in diese Richtung wie selten. Mit dem kraftvollen „Chronicle 57 Blues Play“ kommt dann auch noch der Blues ins Boot. Das sind dann sozusagen die Römischen Bäder in Sanssouci oder die Pyramide in Wörlitz.
Ach ja, man muss es kaum erwähnen, die Chronicles of the last Self Thinkers dauern wieder einmal exakt 3600 Sekunden.
Trackliste
1 | Who knows the Truth | 12:41 |
2 | I am the only One | 12:16 |
3 | Just like the Lemmings | 9:38 |
4 | The Key | 10:02 |
5 | Freedom for my Soul | 9:52 |
6 | Chronicle 57 Blues Play (Dice-Map 7) | 5:05 |
Besetzung
Peter Viertel (Git)
Tom Tomson (Dr)
Ramona Nóvé (Voc)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |