Reviews
healing rituals
Info
Musikrichtung:
World Music Fusion
VÖ: 28.04.2023 (Les couleurs du son) Gesamtspielzeit: 48:07 Internet: https://naissamjalal.com/ https://lescouleursduson.com/ https://www.nuzzcom.com/ |
Die 1984 in Paris als Tochter syrischer Einwanderer geborene Naïssam Jalal ist Komponistin und Flötistin und bewegt sich stilistisch zwischen Jazz, Folk und Weltmusik. Als sie siebzehn Jahre alt war, soll das Album "Olé" von John Coltrane einen wichtigen Einfluss auf sie ausgeübt haben, vor Allem mit dem Impuls, sich mit Improvisation zu beschäftigen. Musikalisch geprägt wurde sie sowohl von klassischer arabischer Musik als auch von Jazz.
2009 erschien ihr Debüt-Album, sie gründete eine Band, Rhythms of Resistance, war aktiv mit anderen Projekten, und legt nun aktuell die Platte healing rituals vor. Geprägt von Mystik, Trance und Stille entstand die Musik als Folge eines persönlichen Erlebnisses, nach einem besonders schmerzhaften Moment in ihrem Leben, als sie einige Wochen im Krankenhaus verbringen musste. Ein befreundeter Musiker besuchte sie und spielte ihr Musik vor. Das soll eine sehr starke Wirkung auf sie gehabt haben, verbesserte ihre Moral und ihr inneres Wohlbefinden, auch auf physiologischer Ebene. Und so beschloss sie, dass sie anderen weitergeben wollte, was sie erfahren hatte.
Naïssam Jalal spielt neben einer üblichen Flöte noch die Rohrflöte Nay und die Rahmentrommel Daf, dazu singt sie, in der Regel ohne Worte. Begleitet wird sie von Cello, akustischem Bass und Schlagzeug. Die Platte enthält acht Songs, acht mal ein "Rituel", Rituale über "Wind", "Sonne", "Hügel", "Fluss", "Erde", "Wald", "Mond" und "Dunst".
Bereits im ersten Song gelingt die Verknüpfung von Folklore und Jazz auf besondere Weise, im Vordergrund steht jedoch eindeutig die arabische Musik, der flexible Bass bringt dazu das Jazzfeeling dazu und wenn dann der Drummer einsetzt, dann gelangen wir öfter auch in einen swingenden Modus. Und wenn dann dazu die Flöte ertönt, dann, wie etwa ab Minute Vier bei "Rituel du soleil" für etwas mehr als eine Minute, dann purzeln bei mir Assoziationen zum Jazz, besonders hin zu Rahsaan Roland Kirk.
Sehr hellhörig werde ich auch beim Auftakt von "Rituel des collines", wenn sich Flöte und gestrichener Bass ein Stelldichein geben, um dann von Bass und Schlagzeug unterstützt dann doch noch in Jazz abzuschweifen, Jazz, der mich wiederum an einen ganz besonderen Sound denken läßt, allerdings seinerzeit vorgestellt vom Trompeter Hannibal Marvin Peterson, als dieser auch mit einer Cellistin zusammenarbeitete und folkloristische Traditionen mit modernem Jazz und einigen Fusion-Anteilen zusammenbrachte.
Ja, die Vielfalt des Ausdrucks, nur mit relativ wenigen Mitteln, ist faszinierend und imponierend. Meditative Klänge stehen neben treibenden und die Arrangements bezaubern in Verbindung mit dem hohem Anteil an improvisierten Passagen, dann wieder sind es Songs wie "Rituel de la rivière", wo man automatisch an eine sanft dahinwiegende Karawane durch die Wüste denken muss, inklusive dieser majestätischen Ruhe, die damit einher gehen kann, eine tranceartige Ausstrahlung schwebt durch den Raum und zwingt zu einer Art Ruhe.
Kurzum, diese Musik atmet etwas ganz Besonderes, eine sehr gelungene Fusion diverser Stile und Elemente und Stimmungen, stets sehr harmonisch und voller Melodik, zwischen zart und wild ist Vieles an Emotionen vertreten und zusammengefasst, wie ein Spiegelbild der menschlichen Seele bisweilen, weil man kann, wenn man tief in sich hineinblickt, Reflektionen erfahren.
Trackliste
2 Rituel du soleil
3 Rituel des collines
4 Rituel de la rivière
5 Rituel de la terre
6 Rituel de la forêt
7 Rituel de la lune
8 Rituel de la brume
Besetzung
Clément Petit (cello, backing vocals)
Claude Tchamitchian (double bass)
Zaza Desiderio (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |