Reviews

An Laurence

Almost touching

Info Musikrichtung: Experimental / Avantgarde VÖ: 20.05.2022 (People Places) Gesamtspielzeit: 96:25 Internet: http://www.an-laurence.ca

Almost touching berührt überwiegend mit der Zärtlichkeit einer neunschwänzigen Katze oder der Kälte einer tiefen Einsamkeit.

Da wären die nervenzerfetzenden Töne der „Introduction“, die chaotischen Elektronica von „Chant d’Amour“ oder die Töne in „Nocturne“, die wie ein altes Modem klingen. Die Geräuschkulisse von „Chanson pour M“ macht mich nostalgisch, weil sie mich daran erinnert, dass ich früher gelegentlich schlecht eingestellte Mittelwellensender gehört habe.

Die Einsamkeit schlägt z.B. bei „Roches“ zu, einer Sammlung unverbundener Flügeltöne, oder bei „Reconciling Duality“, wo die fast völlige Stille nur gelegentlich durch sekundenlange Gitarrenausbrüche unterbrochen wird.

Angeblich soll all das, was man hier hört, vor allem von An Laurence mit ihrer Stimme und Gitarre hervorgerufen worden sein – bei einigen Stücken ergänzt durch „elektronische Komponenten“ durch die jeweiligen Komponierenden. Wer nun mit Gesang rechnet, liegt falsch. Es sind im Wesentlichen französische Sprachfetzen, die gelegentlich zu hören sind, eine französische Erzählung ohne(!) musikalische Begleitung („Tunnel“) oder eine Art französisches Gedicht („Nuit 1“).

Da es Elischa Kaminer bei „Et tu respires encore“ und „Rivière“ gelingt zumindest etwas harmonisch auf dem Klavier zu klimpern, zücke ich 2 Punkte.

Aber Musik ist ja nicht alles, was zählt. An Laurence hält es jedenfalls für wichtig auch die Namen derjenigen im Booklet aufzuzählen, die für Make up, Haarschnitt, Haarfarbe und Haar Styling verantwortlich sind.

Eine Frage bleibt. Warum wurden die Chants d'Amour von Elischa Kaminer durch den CD-Wechsel zertrennt? Sie auf die eine CD zu packen und die fünf anderen Komponierenden auf die andere hätte in meinen Augen mehr Sinn gemacht.

Norbert von Fransecky