Reviews
Beau Gosse
Info
Musikrichtung:
Modern Jazz
VÖ: 21.04.2023 (Challenge) Gesamtspielzeit: 46:36 Internet: https://joekrieg.de/ https://challengerecords.com/ https://www.martinaweinmar.de/ |
Und noch einmal Jazz aus Deutschland. In den letzten Jahren entwickelt sich die Szene ständig und bringt neue Musik mit eigenem Anstrich auf den Markt. Hier ist es der 1974 in Würzburg geborene Gitarrist Joe Krieg, der mit Beau Gosse sein neues, sein viertes, Album vorstellt. Sein Quartett mit Gitarre, Piano, Bass und Schlagzeug wird um einen Gast erweitert. Es ist der 1972 in Braunschweig geborene Posaunist Nils Wogram.
Studiert hatte der Gitarrist an der Hochschule für Musik in Würzburg und im Rahmen eines privaten Studiums für sechs Monate in New York. Unterrichtet wurde er hierbei von Kollegen wie Mike Stern, Ben Monder, Peter Bernstein und Pat Martino. Auf Beau Gosse bietet er ausschließlich Eigenkompositionen. Der Titel erklärt sich wie folgt, Krieg führt hierzu aus: Der Titel steht umgangssprachlich für 'schönes Kind'. Mein verstorbener Cousin, dem der Song gewidmet ist, pflegte uns als Kinder mit diesem Ausdruck zu begrüßen. Das habe ich damals nicht richtig verstanden, stattdessen dachte ich, dass er 'gros gosse‘ - 'dickes Kind‘ - gesagt hätte. Später haben wir das Missverständnis dann aufgeklärt. Die Melodie habe ich mit der Erinnerung an ihn geschrieben..
Dieser Song, im solistischen Wechselspiel zwischen Gitarre und Posaune, präsentiert uns den Gitarristen mit dem Klang einer sehr warm klingenden Gitarre mit einem leicht perkussivem und perlendem Sound, sehr flüssig, aber nicht zu rasant, sondern wohl überlegt mit melodischer Single-Note-Führung. Und dieser Hang zu Melodien zieht sich sehr angenehm durch die ganze Platte.
Obwohl Bandleader, stellt sich Krieg nicht zwingend in den Vordergrund. So überläßt er zum Beispiel "Prélude (pour Jacques) ganz allein dem Pianisten Matthias Bublath, der mit dieser Komposition ein barock tönendes Vorspiel zum nächsten Song, "Music Superspreader" bietet. Und hier breiten sich ein wenig Funk und Fusion aus und geben der Musik eine etwas andere Richtung. Im Rahmen dieses Konzepts kann Posaunist Wogram unter anderem Erfahrungen, die er unter anderem im Bundesjugendjazzorchester unter Peter Herbolzheimer gesammelt hat, solistisch sehr gut umsetzen und sich als hervorragender Solist präsentieren.
"Lento", ein Begriff aus der klassischen Musik, klingt entsprechend dieses Genres, pastoral schleichend, diese Ballade ist der Jazzsängerin Reinette van Zijtveld gewidmet. Und so nimmt jeder einzelne Song verschiedene Arten der Jazzgeschichte auf, "In Tricle Finitie" atmet ein wenig des Soul Jazz' der Sechziger, "Port Henning" ist eine weitere wunderschöne Ballade mit einem sehr weichen Spiel des Protagonisten, mich erinnert es hier ein wenig auch an Philip Catherine. Zum Schluß werden wir noch einmal dezent swingend, mit einer leichten Ausrichtung zum Cool Jazz, verabschiedet, "Sugarboat" ist ein angenehmer Abschluß einer Platte mit sehr schnell zugänglicher Musik, die auf hohem Niveau angelegt ist, in einem perfekt abgestimmten Zusammenspiel aller fünf Musiker.
Trackliste
2 Prélude (pour Jacques)(1:11)
3 Music Superspreader(6:57)
4 Lento (Reinette van Zijtveld - Lustig)(2:16)
5 In Tricle Finitie (8:07)
6 Port Henning (6:21)
7 Frère Jacques (7:13)
8 Sugarboat (6:42)
Besetzung
Nils Wogram (trombone)
Simon Ort (bass)
Mathias Bublath (piano)
Uli Kleideiter (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |