Reviews

Shelf

Frozen Senses

Info Musikrichtung: Death / Thrash VÖ: 1998 (Shelf) Gesamtspielzeit: 38:36

Das Rock-Magazin Eclipsed hat eine schöne Kolumne mit dem Titel „Längst vergessen“. Dort werden Bands ausgebuddelt, die eben längst (fast) vergessen sind, aber an die sich offenkundig der eine oder andere Redakteur doch noch erinnert.

Shelf würden bestens in diese Kolumne passen, wenn sie für die Eclipsed dann nicht doch einen Tacken zu hart wären. Ganz vergessen geht im www-Zeitalter allerdings nicht. Die „Enyclopaedia Metallum“ kennt sie und ihr einziges Demo, das im Rahmen meiner monatlichen Kolumne 25 Jahre danach noch einmal zu Review-Ehren kommt. Die Encylopaedia weiß auch, dass die Band später unter dem Namen Lowgrown noch zwei CDs veröffentlicht hat.

Dennoch gehört Frozen Senses natürlich zu den vergessenen Scheiben. Gerecht ist das nicht. „The Battle is over“ ist eigentlich ein selten dämlicher Titel für einen Opener. Aber vielleicht soll damit gesagt sein, dass nach diesem Titel der Kampf um die Fans vorbei – weil bereits gewonnen – ist. Ein fantastisch treibender Rhythmus packt und erzeugt ein Gefühl der Wärme trotz des klaren Death Metal Ansatzes. Das Riffing erinnert deutlich an Priest, während der Gesang Motörhead Vibes hat, ohne dass man die Stimme von Matthias Reichelt auch nur ansatzweise mit Lemmy verwechseln könnte.

Nach dem flotten guten Filler „To die for Lies“ wird wieder Trumpf gespielt. „Addicted to you“ ist ein schneller Fist Banger mit einem ansteckenden Mitgröhl-Refrain. Der recht gesichtslose DeathThrash „What for?“ stellt sich zu Recht selbst in Frage und stellt das Low Light des Albums dar. Aber dann treffen Shelf noch drei Mal ins Schwarze.

Die schleppende Slow Walze „Scars“ folgt auf den wunderbar angepissten Thrash Metal „Hidden Feelings“. Sollten es dabei um negative Gefühle gehen, wird hier rein gar nichts versteckt. Der Titel „Human Sickness“ passt dagegen bestens. Hier herrscht ein Wahnsinn, der beinahe etwas von dem vorausnimmt, was System of a Down in den Folgejahren inszeniert haben. Der finale Titelsong deutet mit den ersten Akustik-Parts des Albums an, was an Vielfalt aus der Band hätte werden können. (Leider ist mir nie etwas von Lowgrown zu Ohren gekommen.)

Norbert von Fransecky