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Reviews

Coronary

Sinbad


Info

Musikrichtung: Hardrock

VÖ: 19.02.2021

(Cruz del Sur)

Gesamtspielzeit: 46:57

Internet:

http://www.facebook.com/CoronaryFin

Nein, das ist kein Ableger der Schweizer Thrasher Coroner – aber Querverbindungen zu einem extremeren Metal-Act weisen Coronary trotzdem auf: Mit diesem Quintett lebt Bassist Jarkko Aaltonen seine Liebe zum klassischen Hardrock aus, die er bei seiner Hauptband Korpiklaani nicht so richtig nutzbringend einsetzen kann, wenngleich auch dort natürlich so manche instrumentale Passage lauert, die auch im Classic Rock einen wohlverdienten Platz fände. Aber eine ganze Band und eine ganze CD voller solcher Klänge stellt dann doch nochmal ein anderes Kaliber dar. Sinbad ist das Debütalbum von Coronary (2018 gab es schon mal ein Demo) und klingt so ganz anders als das meiste, was man im härteren Bereich so aus Finnland kennt – die Referenzbands sitzen allesamt viel weiter südlich. Der midtempolastige Opener und Titeltrack läßt den Hörer beispielsweise an die alten Sinner-Zeiten denken, das flotte „Firewings“ an zweiter Stelle hingegen hätte auch im Repertoire von Shakra eine prima Figur abgegeben, und zudem fällt einem auch spätestens hier ein, an wen die Stimmfärbung von Olli Kärki erinnert: Bernhard Weiss von Axxis ist die Referenzgröße – wohlgemerkt nur bezüglich der Stimmfärbung, denn der Finne hält sich eine Oktave weiter unten auf als der Deutsche, und ein ganz klein wenig rauher zu Werke geht er auch. Dazu kommen zwei fähige Gitarristen mit klassischer Aufteilung auf Leads (Jukka Holm) und Rhythmus (Aku Kytölä) sowie eine Rhythmusgruppe, die genau das tut, was das Genre erfordert.
Im Prinzip könnte man die Erörterung hier abbrechen – die reichliche Dreiviertelstunde Musik ist damit hinreichend umrissen. Innovationen bleiben selbstredend völlig aus, statt dessen entdeckt man hier und da die eine oder andere kleine Verbeugung vor alten Helden, etwa David Coverdale, in dessen Stil Kärki einen Übergang in „Bullet Train“ gestaltet, oder AC/DC, die im Hauptthema von „I Can Feel This Love“ latente Spuren hinterlassen haben, wobei die sonstigen Stilelemente dieses Songs aber ganz und gar nichts mit Angus & Co. zu tun haben, vor allem das Gesangsarrangement und die Halbakustik-Unterlegung der Strophen nicht. Drummer Pate Vuorio hält sich überwiegend im Midtempo auf, erzeugt dort allerdings oft eine durchaus treibende musikalische Welt, so in „Bullet Train“ oder in „Reflector“, welchletzteres knapp unterhalb der Speedgrenze lagert und ähnlich mitreißend gestaltet ist wie viele andere Momente dieser CD. Klugerweise gibt es hier auch gleich die Anlage für ein „Hey-hey“-Anfeuerungsspielchen in der Livesituation – die zehn Songs dürften problemlos auch auf der Bühne funktionieren und ein geschmackssicheres Publikum zum Absondern des einen oder anderen Liters an Schweiß animieren. Gelegentliche Gangshouts verstärken diesen Eindruck in etlichen Nummern noch. Neben der Livesituation bietet sich als Einsatzoption auch das Autoradio an, wo Sinbad vermutlich in kürzester Zeit für gute Laune sorgen kann, egal ob man eine freie Autobahn vor sich hat oder im Stau steht.
Haken an der Sache könnte die Gestaltung des Albums sein: Die rauchende Nonne mit verbundenen Augen auf dem Cover läßt erstmal nicht unbedingt grundsoliden feierfreudigen Hardrock erwarten, ein Songtitel wie „Fight St. 666“ auch nicht und das schwarz-weiße Booklet mit rauchartigen Grafikelementen erst recht nicht. Nur das Bandfoto in der Bookletmitte, das die Truppe bei der Arbeit zeigt, vermittelt eine Ahnung, was hier zu hören sein könnte – und dann wäre da noch das Backcover mit einem nicht unattraktiven, in schwarze Dessous gehüllten Unterleib einer weiblichen Person namens Jonna Aimola, die sich allerdings für Pfennigabsatzschuhe mit Stacheln auf dem Oberleder entschieden hat, also offensichtlich nicht ganz ungefährlich ist. Damit ist die optische Verwirrung dann komplett (über das, was auf dem CD-Aufdruck zu sehen ist, schweigen wir hier), und auch das metallische Klänge verheißende Bandlogo hilft nicht mehr existentiell weiter, obwohl Coronary ihren Hardrock in der Tat in der Nähe der Metalgrenze ansiedeln und diese bisweilen auch überschreiten, wenn sie etwa in „Mestengo“ an gemäßigte Accept erinnern. Auch das erwähnte „Fight St. 666“ steigert sich nach harmlosem Beginn noch zu einem ziemlichen Brecher, und generell braucht man sich für Genreverhältnisse über einen Mangel an Power definitiv nicht zu beklagen – wenn Coronary auf Akustikelemente runterschalten, dann im erwähnten „I Can Feel This Love“ trotzdem in knackigen Hardrock eingebettet. Der letzte Song heißt tatsächlich nicht „Warriors Of The World“, sondern „Wonders Of The World“, und mit dem längsten Epos der Scheibe, das mit 5:20 Minuten trotzdem noch übersichtlich bleibt, entlassen uns die fünf Finnen in schleppendem Tempo und trotzdem bei entsprechender Härte, die dann auch nochmal mit einem treibenden Solo ausstaffiert wird – Sinbad bleibt also balladenfreie Zone und wie erwähnt auch völlig innovationsfrei, aber mit für Genrefreunde beträchtlichem Unterhaltungswert ausgestattet.



Roland Ludwig

Trackliste

1Sinbad4:50
2Firewings3:56
3The Hammer4:47
4Bullet Train5:00
5I Can Feel This Love4:35
6Reflector4:23
7Burnout4:42
8Fight St. 6664:26
9Mestengo4:55
10Wonders Of The World5:20

Besetzung

Olli Kärki (Voc)
Jukka Holm (Git)
Aku Kytölä (Git)
Jarkko Aaltonen (B)
Pate Vuorio (Dr)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger