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Reviews

Leclair, J.M. (Folies Françoises)

Le Tombeau


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 01.10.2005

Alpha / Note 1 (CD, DDD (AD: 2004) / Best.nr. Alpha 083)

Gesamtspielzeit: 67:11

Internet:

Alpha

FRANZÖSISCHER CORELLI

Einen "französischen Corelli" hat man ihn genannt, den 1697 in Lyon geborenen Jean-Marie Leclair. Den Barockfans ist er als Komponist der Oper "Scylla et Glaucus" bekannt, seinem einzigen Bühnenwerk im übrigen. Die technisch anspruchsvolle Ouvertüre zur Oper ist hier in der Kammerversion für Violinen und Basso Continuo zu hören.
Seine den Schwerpunkt der CD bildenden viersätzigen Violinsonaten nach Art der "Sonata da camera" binden in die äußere Form französischer Tanzsätze nach italienischem Geschmack gewählte Themen ein. Die lang ausschwingenden Bögen, der sangliche Duktus deuten ebenfalls in diese Richtung, während die Harmonik noch originär französisch anmutet. Genau so kann man Leclairs musikgeschichtliche Rolle definieren, die sich nämlich durch die Einführung eines vermischten Stils auszeichnet, für den in Deutschland etwa Telemann und Bach eintraten.
Das abschließende Violinkonzert nimmt sich hingegen aus, wie ein französisierter und zudem zu doppelter (zeitlicher) Grösse aufgeblasener Vivaldi. Mit seinen Melodielinien und Verzierungen macht es deutlich, wie übergross der italienische Einfluß zur Mitte des 18. Jahrhunderts auch im bis dahin auf musikalische Eigenständigkeit bedachten Frankreich geworden war.

Vielfältig und facettenreich ist es also, was hier aus dem Oeuvre Leclairs präsentiert wird. Das Ensemble Les Folies Françoises geht mit einem bis auf das Äußerste verfeinertem Spiel zur Werke und phrasiert mit viel Gespür für das Wesen dieser Musik. Besonderen Wert hat man gerade auf das kantable Element gelegt, so dass eine im schönsten Sinne schmeichlerische Kammermusik produziert wird. Über den Sonaten liegt dabei ein angenehmer Hauch von Melancholie, während das Konzert in a-moll mit dramatischer Kraft vorgetragen wird.

Das Booklet (leider wiederum nur auf Englisch und Französisch) stellt in einer hübschen Whodunnit-Parodie den Komponisten und die Stücke eingekleidet in die bis heute ungelöste Frage vor, wer Leclair ermordet haben könnte. Dieser wurde 1764 erstochen in seinem Haus in einem Pariser Vorort aufgefunden, ohne dass der Mörder je gefasst worden wäre. Nun, ungleich spannender und allemal ästhetisch reizvoller als dieses kriminalistische Rätsel bleibt trotz allem seine Musik.



Sven Kerkhoff

Trackliste

1-4 Ouvertüre G-Dur op. 13 Nr. 3
für 2 Violinen und Basso Continuo 09:42

Aus dem 3. Sonatenbuch für Solo-Violine und Basso Continuo, op. 5
5-8 Sonate VII in g-moll 12:13
9-12 Sonate VI in c-moll "Le Tombeau" 12:53
13-16 Sonate IV in B-Dur 14:30

17-19 Konzert a-moll op. 10 Nr. 6
für Violine, Streicher und Basso Continuo 17:53

Besetzung

Les Folies Françoises:
Patrick Cohën-Akenine, Solo-Violine / Ltg.
Leonor de Recondo, Violine
François Poly, Violoncello
Beatrice Martin, Cembalo

Orchestre des Folies Françoises
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So bewerten wir:

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06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger