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Weihnachten in der Dresdner Frauenkirche
Info
Musikrichtung:
Frühklassik
VÖ: 15.09.2005 Carus Verlag / Note 1 (CD, DDD (AD: 2005) / Best.nr. 83.170) Gesamtspielzeit: 71:43 Internet: Carus Verlag Körnerscher Sing-Verein |
DRESDNER WEIHNACHTSGLANZ
Kaum ist die wiederaufgebaute Dresdner Frauenkirche geweiht, da avanciert sie bereits zum begehrten Konzertraum. Für den Kreuzkantor Gottfried August Homilius (1714-1785) war sie allerdings nur eine Ausweichlösung. Nachdem die Kreuzkirche 1760 durch preußische Truppen zerstört worden war, verlagerte sich der Schwerpunkt der städtischen Musikpflege, die gegen die Musik am Hof stets einen schweren Stand hatte, für ein Vierteljahrhundert in die Frauenkirche.
Da in Dresden auch in der Advents- und Fastenzeit Kantaten im protestantischen Gottesdienst zur Aufführung gelangten, entfällt naturgemäss ein erheblicher Teil von Homlius´ üppigem Kantatenwerk auf die entsprechenden Sonn- und Festtage.
Kein Problem also, eine reine Homlius-Weihnachtsplatte zusammenzustellen. Da dieser Komponist erst jüngst wieder ins Interesse der Musikwelt rückt, handelt es sich bei den vier hier vorgestellten Stücken durchweg um Weltersteinspielungen. Auch ohne dieses marketingwirksame Argument vermag die Produktion jedoch aus sich heraus vollauf zu überzeugen.
Alle Werke durchzieht ein triumphierender, freudevoll-festlicher Grundton, das andächtige Element bleibt im wesentlichen auf die schlichten Schlußchoräle beschränkt. Homilius Musik zeichnet sich durch die typischen Merkmale des galanten Stils aus, steht also am Übergang zwischen Barock und Klassik. Charakteristisch ist die Bildung einfacher, eingängiger Sinneinheiten, die Wahl sanglicher Themen und eine rein auszierende Begleitung. Das alles ist indes keineswegs mit musikalischer Schlichtheit zu verwechseln. Sowohl die Eingangschöre, wie auch die Arien stellen vielmehr beträchtliche technische Anforderungen an die Ausführenden.
Interessant ist, dass so manche harmonische Wendung und empfindsame Gestaltung tonsprachlich bereits auf das 19. Jahrhundert vorauszuweisen scheint.
Prachtvoll beginnt die CD mit dem ausladenden Chor "Ergreifet die Psalter, ihr christlichen Chöre". Hier kann der Körnersche Sing-Verein sogleich auftrumpfen. Das an den Tag gelegte Engagement bei absolut reiner Intonation zeichnet die chorische Leistung über die ganze CD hinweg aus.
Nicht weniger zu loben ist die Orchesterleistung. Unter der Leitung von Peter Kopp entfaltet das Dresdner Instrumental-Concert auf historischen Instrumenten festlichen "Drive".
Dem Dirigat ist anzumerken, wie sehr Peter Kopp sich inzwischen in diese wiederentdeckte Musik eingearbeitet, ihr Idiom verinnerlicht hat.
So führt er auch die Gesangssolisten souverän. Die Sopranistin Katja Fischer hinterlässt schon bei ihrer ersten glutvollen Arie mit beweglicher Stimme und grosser Koloratursicherheit einen äusserst positiven Eindruck, der sich im schwierigen "Ich singe seinen Namen" strahlend bestätigt. Auch der Bass Jochen Kupfer liefert eine starke Leistung ab. Da Tenor und Altus kaum beschäftigt und ihnen keine Arien überlassen sind, fällt kaum ins Gewicht, dass ihnen nicht alles vergleichbar schön gelingt.
Alles in allem eine abwechslungsreiche Weihnachts-CD, die auf Anhieb Festtagsstimmung aufkommen lässt und der Carus-Diskographie zum Thema "Homilius" (s. Rezension Kantaten I und Rezension Motetten) eine weitere, höchst verdienstvolle Produktion hinzufügt.
Sven Kerkhoff
Trackliste
Kantate zum 1. Adventssonntag 16:55
5-9 Auf, auf, ihr Herzen, seid bereit
Kantate zum 4. Adventssonntag 15:29
10-15 Ein hoher Tag kömmt
Kantate zum 1. Weihnachtstag 17:38
16-21 Wünschet Jerusalem Glück
Kantate zum Neujahrstag 21:41
Besetzung
Alexander Schneider, Altus
Martin Petzold, Tenor
Jochen Kupfer, Bass
Körnerscher Sing-Verein Dresden
Dresdner Instrumental-Concert
Ltg. Peter Kopp
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |