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Veracini, F. M. / Locatelli, P. / Tartini, G. / Vivaldi, A. (Siranossian)

Duello d´archi a Venezia - Violinkonzerte

Info Musikrichtung: Barock VÖ: 02.06.2023 (Alpha / Outhere / Note 1 / CD / 2022 / Artikelnr. ALPHA 935) Gesamtspielzeit: 76:31 Internet: Chouchane Siranossian

Nein, die die im Titel beschworenen Duelle haben nie stattgefunden. Eher schon beeinflussten die hier versammelten Barockkomponisten virtuoser Violinkonzerte sich in chronologischer Folge, wobei jeder von ihnen doch zu einem ganz eigenen Stil fand.

Mit Veracini setzen Altmeister Andrea Marcon und die Geigerin Chouchane Siranossian einen rasant-effektvollen Anfang samt Pauken und Trompeten. Nicht durchweg ein Solo-Konzert im engeren Sinne, aber doch eines mit viel Freiheiten für die Viioline, welche Siranossian geschickt improvisierend mit Material aus anderen Veracini-Stücken auszunutzen und virtuos zu veredeln weiß.
In der Folge überzeugt die kernig-entschlossene Tartini-Interpretation mehr als jene des kantabel ausgreifenden Locatelli-Konzerts, an das hier etwas zu kleinteilig herangegangen scheint. Vivaldis Concerto mit dem Beinamen "Grosso Mogul" versprüht zirzensisches Feuer, wobei der atmosphärische Gehalt zumal im zweiten und dritten Satz ins Hintertreffen zu geraten droht.

Siranossians Spiel ist frisch und zupackend, oftmals flamboyant, mit einer gewissen Schärfe im Ton, die den Einfluss ihres Lehrers Reinhard Goebels verrät. In ähnlicher Tradition steht auch der Ansatz des Venice Baroque Orchestra, der für heutige Verhältnisse fast schon wieder zackig anmutet und dabei an die historisch-informierte Aufführungspraxis zu Beginn des 21. Jahrhunderts erinnert. Im Gesamtbild ist die Violine im Vordergrund abgebildet, unterstrichen durch die Beigabe von etwas Hall - das wirkt fruchtig und voluminös, ist in dieser prononcierten Art Tartini und Locatelli aber eher angemessen als Veracini oder Vivaldi.

Sven Kerkhoff