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Mobley, Reginald / Trotignon, Baptiste

Because

Info Musikrichtung: Spiritual / Gospel / Jazz VÖ: 26.05.2023 (Alpha / Outhere / Note 1 / CD / 2021 / Artikelnr. ALPHA 936) Gesamtspielzeit: 55:26 Internet: Reginald Mobley Baptiste Trotignon

Da haben Musikmagazine und Stores wieder etwas zu knabbern, denn in welche Kategorie soll man dieses Album nun einordnen: Ist das Spirtual/Gospel? Oder Jazz? Oder Lied bzw. Kunstlied und damit vielleicht gar schon "Klassik"?

Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, denn was der Countertenor Reginald Mobley, sonst eher im Barockfach von Monteverdi bis Händel unterwegs, und Jazz-Pianist Baptiste Trotignon, der für die meisten der Arrangements verantwortlich zeichnet, kreiert haben, ist tatsächlich etwas eigenes. Viele der Songs sind bekannt, aber eben nicht in dieser Form. Mobley rückt sie mit seiner charakteristischen Stimme, die nicht unbedingt dem britischen oder europäischen Countertimbre entspricht, bewusst ein Stück weg von der im Gospel-Fach verbreiteten Aufladung oder gar Selbstentäußerung. Sein Vortrag ist bewegt und bewegend, hat aber - mit kleineren Ausnahmen ("I heard it through the grapevine") - einen eher intimen Ansatz und nichts Theatralisches. Sicherlich würde der Vokalpart hier und da auch einen rauheren Zugriff vertragen, er ist aber gleichwohl nicht ohne Kraft und besitzt durchweg suggestive Stärke. Mobleys schillernde Stimmfärbung und seine Ausdruckskraft auch in der kleinen Geste sind daher völlig ausreichend, um die Stücke in ein neues Licht zu setzen.

Vor allem paart sich dieser Zugriff ideal mit Trotignons Arrangements und Spiel. Denn das Klavier ist hier nicht Begleiter, sondern mindestens gleichgewichtiger Gegenpart, wobei Trotignon ganz nebenbei sehr schön spielerisch aufzeigt, was alles aus den Wurzeln der Gospelmusik erwachsen ist und in welches Spektrum sie daher umgekehrt auch wieder eingebettet werden kann. Das ist durchaus synkretistisch, aber nie glatt oder gefällig, sondern immer wieder auf mutige Weise überraschend. Und es gibt dem Programm eine höchst reizvolle Vielgestaltigkeit.

Sven Kerkhoff