Reviews
Trust (Review-Serie, Folge 1)
Info
Musikrichtung:
Jazz / Performance Sounds
VÖ: 9.11.2020 (2018) (Prophone) Gesamtspielzeit: 50:54 Internet: http://www.andershagberg.se |
Anders Hagberg-Review-Serie, Folge 1: Trust
Hiermit beginnen wir eine dreiteilige Review-Serie zu Alben des schwedischen Flötisten und Saxophonisten Anders Hagberg. Mir war der gute Mann völlig unbekannt als vor ein paar Tagen ein Umschlag mit drei seiner CDs im Briefkasten lag, die 2018, 2020 und 2022 erschienen sind. Er selbst sieht sich wohl als Jazz-Musiker – zumindest spricht seine Homepage davon, dass seine Musik in schwedischen Jazz-Clubs aufgeführt wurde, und auf der Rückseite der CD prangt der Begriff „Swedish Jazz“.
Die drei Alben sind nicht sein kompletter Backkatalog, aber wohl die letzten drei Alben, die allein unter seinem Namen erschienen sind. Eine Reihe weiterer Alben ist in Duo- oder Bandbesetzung erschienen.
Wir beginnen in diesem Monat historisch mit dem 2018er Album Trust und setzen die Reihe im Juli und August fort.
Es ist in der Vergangenheit gelegentlich geschehen, dass ich bei der Besprechung eines Albums die Behauptung aufgestellt habe, hierbei handele es sich um eine Zusammenstellung von Klängen und Tönen, die den Bereich dessen, was – zumindest Otto Normalhörer - als Musik bezeichnen würde, bei Weitem sprengt. Hagberg gibt mir in den Linernotes zu Trust eine gewisse Legitimation für eine derartige Behauptung, wenn er erklärt, dass die Musik dieses Albums ursprünglich im Zusammenwirken mit visuellen Kunstformen (Tanz, Gemälde, Video, Skulpturen) entstanden sei.
Eingespielt wurde das Album fast ausschließlich mit Saxophonen und Flöten und etwas Percussion. So sind wohl auch das tiefe Brummen im Hintergrund von „Matusi Experience“, der gezupfte Bass bei „Drops & Rhythm“, das Cello im eröffnenden „True Detective und die Gitarrenklänge von „Moving“ mit Blasinstrumenten erzeugt worden.
Es ist bezeichnend, dass ich mir zu „Violet“ notiert habe: fast so was wie eine Melodie und ein Rhythmus. Denn auf solche Belanglosigkeiten verzichtet Hageberg weitgehend großzügig. Vielleicht lassen sich Stücke wie „The Sea“, bei dem man sich in einer Voliere wähnt, „Requiem for Gaia“, bei dem jemand durch ein Kies-Bett zu gehen scheint, oder „Care“, das aus mehr Pausen als Tönen besteht, wirklich nur im Zusammenhang mit einer entsprechenden visuellen Darbietung genießen.
Immerhin gibt es einige Stücke, die sich innerhalb der Grenzen der Musik bewegen. Das ist das leicht orientalisch anmutende „Taksim for Peace“ (Anm.: Der Taxim ist ein Platz in Istanbul, der immer wieder einmal Ort für Proteste gegen die türkische Regierung war.), der melancholische Titelsong „Trust“ oder das bereits erwähnte „Violet“.
Ich bin jetzt auf die kommenden Alben gespannt. Möglicherweise haben sie einen anderen Charakter, wenn sie nicht „im Zusammenwirken mit visuellen Kunstformen“ entstanden sein sollten.
Trackliste
1 | True Detective | 2:48 |
2 | Red | 4:58 |
3 | Care | 4:05 |
4 | Matusi Experience | 5:26 |
5 | Violet | 5:26 |
6 | Drops & Rhythm | 1:12 |
7 | Care Encore | 2:13 |
8 | Trust | 4:03 |
9 | Taksim for Peace | 2:56 |
10 | Circle No 2 | 3:41 |
11 | The Sea | 4:44 |
12 | Requiem for Gaia | 3:37 |
13 | Red alone | 4:09 |
14 | Moving | 1:35 |
Besetzung
Lisbeth Diers (Ad. Perc <2,5,8,12>, Becken <2,5,8,12>)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |