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Concerto Madrigalesco a tre voci diverse (Rom 1669)
Info
Musikrichtung:
Barock / Ensemble
VÖ: 11.04.2023 (Enphases / Note 1 / CD / DDD / 2022 / ENP010) Gesamtspielzeit: 73:03 |
PASSIONIERT KONZERTANT
Von Ercole Bernabei, der in den Diensten des kunst- und musikbegeisterten Flavio Orsini, Fürst von Bracciano, stand, ist nur wenig erhalten. Das ist schade: Seine „Concerto Madrigalesco a tre voci diverse” (Rom, 1669), erweisen ihn als umfassend gebildeten und einfallsreichen Komponisten. Wohl auch mit Blick auf die jugendlichen musikalischen Prägungen seines Gönners hat er in dieser Sammlung die ältere Madrigalkunst à la Monteverdi mit dem aufblühenden konzertanten Stil seiner Zeit verbunden, zu „madrigalesken Konzerten“.
Diese Synthese ist kompositorisch wie aufführungspraktisch anspruchsvoll: Die fünfzehn Madrigale bringen die alte, imitatorische Satzweise mit der neuen, expressiven und solistisch geprägten Virtuosität zusammen. Drei Singstimmen, die bis an die Grenzen und nicht selten darüber hinaus gefordert sind, wetteifern in wechselnder Besetzung miteinander über einem Continuo-Bass.
In der Regel beginnt eine der Stimmen, es klingt dann oft wie der Beginn einer hochbarocken Opernarie. Dann folgen die zweite und dritte Stimme im fugierten Satz. Zwischendurch gehen die Stimmen auch in homophoneren Abschnitten zusammen. Der Ehrgeiz der Komponisten, die individuell gestalteten und doch „identischen“ Stimmen so zu führen, dass sich im Bezug auf die gesungenen Worte sinnvolle Ausdeutungen ergeben, ist offenkundig. Dieses Vorgehen ist im Grunde bei sämtlichen Madrigal-Konzerten gleich. Dennoch sind sie in punkto Stimmung und Affekt ganz verschieden.
Unter der Leitung des Lautenisten Marco Horvat und getragen von einem reich besetzten Continuo-Ensemble wechseln sich die fünf Sängerinnen und Sänger des Ensembles „Faenza“ miteinander ab, um die unterschiedlichen Vokalbesetzungen zu realisieren. Das gelingt mit einnehmendem Gespür für die dichterischen Vorlagen wie für die jeweilige musikalische Stimmungslage. Die flexible instrumentale Begleitung sorgt für abwechslungsreiche Schattierungen. Allerdings fordern die Ansprüche, die Bernabei an die Stimmen stellt, vor allem bei der Sopran- und Mezzo-Lage ihren Tribut, hier klingen die Stimmen auch schon mal etwas forciert.
Georg Henkel
Trackliste
Solistische Instrumentaleinlagen:
Angelo Michele Bartolotti: 2 Preludios
Giacomo Simonelli: Toccata
Bernardo Pasquini: Passaglie
Besetzung
Marco Horvat, Theorbe, Erzlaute, Lirone, Barock-Gitarre und Leitung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |