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Reviews

Christian McBride's New Jawn

Prime


Info

Musikrichtung: Modern Jazz

VÖ: 24.02.2023

(Mack Avenue)

Gesamtspielzeit: 54:33

Internet:

https://www.christianmcbride.com/
https://www.mackavenue.com/
https://www.martinaweinmar.de/

Über Rhythm & Blues und dem elektrischen Bass führte die Beschäftigung mit Jazz zum akustischen Bass, und so wurde der 1972 geborene Christian McBride aus Philadelphia ein gern gesehener Begleiter namhafter Jazzer wie Bobby Watson, Benny Golson, Roy Hargrove, Joe Henderson und Freddie Hubbard. Mit "Gettin' To It" erschien 1994 sein erstes Soloalbum, und fortan veröffentlichte er regelmäßig weitere Alben unter seinem Namen, bis er eine andere Band ins Leben rief mit Christian McBride’s New Yawn . Das ist eine Formation ohne das Melodieinstrument Piano, mit Freiraum für zwei Blasinstrumente, die Devise lautete 2018 "no chords", keine Akkorde, und alles zusammengehalten vom Bass des Leaders.

In dieser gleichen Besetzung folgt nun der Nachfolger, Prime. Unter den acht Songs finden wir neben Kompositionen einzelner Bandmitglieder drei Fremdkompositionen, "Obsequious" von Larry Young, "The Good Life" von Ornette Coleman und "East Broadway Run Down" von Sonny Rollins. Eine recht außergewöhnliche Auswahl, doch steht dieser die Wahl der Komposition von McBride, des Eröffnungstitels "Head Bedlam", in nichts nach und weist eine ebenso hohe Individualität auf, angefangen vom Start des Songs in wildem freien Modus, bis sich der Song in einen coolen Funk verfestigt, Bassklarinette und Trompete im Zwiegespräch über dem groovenden Rhythmusteppich.

Nicht nur hier bemerkt man die etwas mehr offene Art des Vortrags, sondern zieht sich dieses durch die ganze Platte, dieser hohe Grad an Eigenwilligkeit, die sich stets auch wieder durch plötzliche Ausbrüche darstellen und Überraschungen, auf die man gefasst sein sollte, signalisieren. Post Bop mit freien Exkursionen, mit avantgardistischen Zügen. Klar, dazu passt zumindest die Auswahl der Songs von Larry Young und Ornette Coleman, und auch Eric Dolphy kommt indirekt zum Zug, indem Trompeter Josh Evans diesen mit seiner Komposition "Dolphy Dust" würdigt.

"East Broadway Run Down" von Rollins passt auch perfekt, weil dessen gleichnamige Platte seinerzeit (1967) auch in der Besetzung Saxofon/Trompete/Bass/Schlagzeug eingespielt wurde. Strickland spielt hier zwar nicht wie Rollins, und das ist auch gut so, doch die dem Song seinerzeit irgendwie revolutionäre Stimmung wird insgesamt gut transportiert. Nun, man muss sich auch vor Augen halten, dass Rollins' Version knapp zwanzigeinhalb Minuten lang war und sich die Band damals noch mehr austobte als bei dieser dann doch recht kurzen Version mit etwas über sieben Minuten. Insofern bleibt das Original für mich auch unschlagbar.

Alles in Allem legt Christian McBride's New Jawn ein Album mit prickelnder und abenteuerlich aufspielender Musik vor, die mitreissend ist und auf hohem Niveau agiert.



Wolfgang Giese

Trackliste

1 Head Bedlam (5:46)
2 Prime (7:29)
3 Moonchild (4:44)
4 Obsequious (8:05)
5 Lurkers (8:48)
6 The Good Life (7:35)
7 Dolphy Dust (5:03)
8 East Broadway Rundown (7:17)

Besetzung

Christian McBride (bass)
Josh Evans (trumpet)
Marcus Strickland (tenor sax - #2, 4, 6-8, bass clarinet - #1, 3, 5)
Nasheet Waits (drums)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger