Reviews
Live At The Berlin Jazzbühne Festival 1982, The Lost Recordings
Info
Musikrichtung:
Jazz
VÖ: 03.02.2023 (The Lost Recordings) Gesamtspielzeit: 45:22 Internet: http://www.philipcatherine.com/ https://en.thelostrecordings.store/ https://www.martinaweinmar.de/ |
Und wieder haben wir hier ein interessantes Exemplar aus der Serie The Lost Recordings vorliegen. Auf dem 'Berlin Jazzbühne Festival 1982' trafen sich am 13.Juni 1982 auf der Volksbühne der DDR zwei Musiker, das waren der 1942 in London geborene Philip Catherine, nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in Brüssel ansässig, die Mutter war Engländerin und der Vater Belgier, und der 1964 in Brüssel geborene Nicolas Fiszman, letztlich also zwei Belgier, die Vater und Sohn hätten sein können. Und so lernte Fiszman schließlich bei Catherine im Alter von elf Jahren, wie man Jazzgitarre spielt.
Nun, Fiszman widmete sich dann zwei Jahre später vorwiegend dem Bass und spielte fortan als gefragter Sessionmusiker unter anderem mit Pili Pili, Toots Thielemans, Alphonse Mouzon und ebenfalls mit Catherine. Den hatte ich einst kennen gelernt als Mitglied bei Pork Pie und spätestens mit seiner ersten Soloplatte aus 1974, "September Man" und ein Jahr später mit dem Nachfolger "Guitars". Seitdem liebe ich diesen lyrischen und warmen Ton seines Spiels, das ich in direkter Nachfolge der Spielarten von Django Reinhardt und René Thomas empfinde.
Zunächst spielen beide Musiker jeweils Gitarre, und, ähnlich wie Catherine's Duo-Aufnahmen mit Larry Coryell, wurde ein wahres Gitarrenfeuerwerk entfacht, der erst siebzehnjährige Fiszman und sein Lehrmeister waren in feinster Form an diesem Nachmittag in Ost-Berlin. Das gleiche Programm fand dann abends noch einmal in West-Berlin im dortigen Quasimodo Jazz Club, statt. Bis auf "Crystal Bells", komponiert von Charlie Mariano, stammen alle übrigen Songs von Catherine.
Die Musik sprüht voller Energie, beide Musiker schufen mit ihren Gitarren einen wirbelnden und quirlenden Sound, voller Klarheit und Virtuosität. Und wenn Catherine dann elektrisch agierte, dann spürte man sie wieder, diese Wärme der Vorbilder, diese herrlich fließenden und fast singenden Solo-Läufe, die sich in die Seele bohren können, so kann mich besonders "Crystal Bells" voll überzeugen.
Auf "Air Power" griff Fiszman dann zum E-Bass und bot seinem vollmundig klingenden Ton nicht nur ein Fundament für die Gitarre, sondern agierte gleichermassen als solistischer Mitgestalter, besonders faszinierend während der ersten eineinhalb Minuten des Stücks. Am Ende des kurzen "Transvested Express" setzt das Publikum bereits zum Zugabe-Klatschen an, dass sich am Beginn von "September Start" fortsetzt. Hier hört man dann erneut den Bass knurren.
Ein grosser Dank geht an das Team von "The Lost Recordings", die mit diesem Konzertmitschnitt in hervorragender Klangqualität ein weiteres Juwel ausgruben.
Trackliste
2 Babel (9:20)
3 Crystal Bells (8:33)
4 Petit Nicolas - Grand Nicolas (10:14)
5 Air Power (4:01)
6 End Of August (4:28)
7 Transvested Express (1:32)
8 September Start (4:18)
Besetzung
Nicolas Fiszman (bass & guitar)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |