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Teatro Sant´Angelo
Info
Musikrichtung:
Barockoper
VÖ: 07.04.2023 (Alpha / Outhere / Note 1 / CD / 2022 / Artikelnr. ALPHA 938) Gesamtspielzeit: 66:10 Internet: Adèle Charvet |
DA CAPO!
Das, was einst das Teatro Sant´Angelo war, eine kleine, private, stets improvisierende und aus dem Chaos und von der Lust an der großen Show lebende Privatbühne, kann man im Hinblick auf das kreative Potential vielleicht am ehesten mit der "freien Kunstszene" unserer Tage vergleichen. Künstler kamen und gingen im schnellen Wechsel, hohe Sangeskunst und Zirkusakrobatik reichten sich die Hände, die Libretti sollten am liebsten Meeresungeheuer, fantastische-magische Szenen und anderen Zauber mehr enthalten. Verblüffung ging vor Tiefgang. Aber was die musikalische Qualität anging, machte man keine Kompromisse. So verdankte das Haus seinen kometenhaften Aufstieg in der Gunst des Publikums der Tatsache, dass kein geringerer als Antonio Vivaldi dort ab 1705 Impressario war. Temperament- und effektvoll, eingängig, berauschend aund atemberaubend virtuos war es, was er dort dem Publikum vor Ohren stellte. Natürlich schlief die Konkurrenz nicht und Komponisten wie Fortunato Chelleri oder Giovanni Ristori eiferten Vivaldis Vorbild fleißig nach.
Die Mezzosopranistin Adèle Charvet und Le Consort, hier nun also zur Orchesterstärke angewachsen, setzten dem kreativen Chaos, das am Sant´Angelo herrschte, bis die venezianische Mode mit ihrer unbändigen Spontaneität dem neapolititanischen Geschmack weichen musste, ein überaus eindrucksvolles Denkmal. Dabei bildet sich im Programm - das mit einer Reihe von mehr als hörenswerten Weltersteinspielungen aufwartet - die ganze Bandbreite von vokalem Feuerwerk bis zur kammermusikalisch-verschatteten Seufzerarie, von Theaterdonner bis süßer Liebesklage ab. Charvet zeigt sich stimmlich ungemein wandlungsfähig, zugleich in der Tongebung und den Abschattierungen maximal differenziert. Ihre mezzountypische Brillanz in der Höhe mindert nicht ihre profunde Kraft in der tieferen Lage. Stets ist Charvets Ton so verführerisch blühend wie eindringlich und empfindungsvoll. Es ist eine Lust, ihr zu lauschen und sich in den kleinen Theater- und Figurenpanoramen zu verlieren, die auf diese Weise entworfen werden.
Le Consort ist in der instrumentalen Farbigkeit, der punktgenauen Effektsetzung und dem hinreißenden Drive ein kleines Opernwunder für sich.
Wenn das alles einst ebenso süchtigmachend geklungen hat - man hätte nicht einen Abend im Sant´Angelo verpassen wollen.
Sven Kerkhoff
Trackliste
02. Chelleri: Amalasunta: Aria. Astri aversi 3:35
03. Ristori: Cleonice: Aria. Con favella de' pianti 2:09
04. Vivaldi: L'Olimpiade, RV 725: Aria. Siam Navi 6:25
05. Vivaldi: Andromeda liberata, RV Anh. 117: Aria. Sovvente il sole 9:56
06. Ristori: Un pazzo ne fa cento, ovvero Don Chisciotte: Aria. Su robusti 1:24
07. Ristori: Temistocle: Aria. Aspri rimorsi 6:45
08. Ristori: Arianna: Aria. Nell'onda chiara 2:59
09. Chelleri: Amalasunta: Aria. La navicella 4:30
10. Ristori: Cleonice: Aria. Quel pianto che vedi 2:04
11. Chelleri: Trio Sonata in G Minor 2:15
12. Vivaldi: Arsilda, regina di Ponto, RV 700: Aria. Ah non so, se quel ch'io sento 5:25
13. Vivaldi: La verità in cimento, RV 739: Aria. Con più diletto 3:22
14. Vivaldi: La verità in cimento, RV 739: Aria. Tu m'offendi 5:57
15. Ristori: Cleonice: Aria. Qual crudo vivere 3:05
16. Vivaldi: L'incoronazione di Dario, RV 719: Aria. Quella bianca e tenerina 1:32
17. Porta: Patrona reverita 2:29
Besetzung
Le Consort
Théotime Langlois de Swarte: Violine & Ltg.
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |