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Messe pour les Paroisses
Info
Musikrichtung:
Barock / Orgel
VÖ: 11.04.2023 (CVS / Note 1 / CD / DDD / 2022 / CVS 083) Gesamtspielzeit: 66:07 |
LITURGISCHE PRAXIS
Mit Anfang 20 war François Couperin bereits ein anerkannter Organist, noch bevor er als Cembalist hervortrat und französische Musikgeschichte schrieb. Aus dieser ersten Zeit stammen auch seine zwei Orgelmessen, die 1690 gedruckt wurden und zum Kernrepertoire der französischen Orgelmusik gehören. Sie sind aufgrund ihres meisterlich gehandhabten Form- und Gestaltreichtums nicht nur eine Visitenkarte des angehenden Genies, sondern für jeden Ausführenden – zumal auf einer barocken Orgel – besonders reizvoll, weil sie zwischen Tradition und Innovation kunstvoll vermitteln.
Nach seiner Aufnahme der „Messe Propre pour les Couvents“ hat der Titularorganist von Notre Dame, Oliver Latry, auf der neobarock disponierten Orgel in der Versailler Schlosskapelle Couperins „Messe pour les Paroisses“, die für die feiertäglichen Gemeindemessen gedacht war, eingespielt. Was der Versailler Orgel an Volumen fehlen mag, macht das Instrument mit seinen vielen farbigen Registern wett, bei denen vor allem die Trompeten- Zungenstimmen in immer wieder neuen Kombinationen einprägsam hervortreten. Latrys sicheres Gespür für die Architektur der Musik und die Disposition der vielgestaltigen Kontrapunkte, sorgt für eine ebenso feierliche wie mitunter tänzerisch beschwinge Darbietung.
Und wie beim Vorgängeralbum begnügt man sich nicht mit einer „nur“ Darbietung konzertanter Orgelmusik, sondern berücktsichtigt die ursprünglich vorgesehene Alternatim-Praxis: Im Wechsel erklingen die Verse des Messe-Ordinariums als „Choral ohne Worte“ auf der Orgel (Couperin) und in gesungener Form quasi-gregorianisch (in einer Nachschöpfung des 17. Jahrhunderts durch Henry Dumont). Damit nicht genug: Es wird in getragenem Tempo improvisiert mehrstimmig gesungen. Für diese ad-hoc-Ausgestaltung der einstimmigen Vorlage gibt es einen in vielen historischen Quellen überlieferten Kanon von Regeln. Diese werden auch von den gleichermaßen kundigen wie stimmschönen Sänger:innen auf dieser Aufnahme berücksichtigt. Sie experimentieren mit den verschiedenen Möglichkeiten vom einfachen Satz Note gegen Note bis hin zu richtigen Fugen und komplexen Verzierungen. Ein faszinierender Einblick in eine vergangene – vom Papst zudem später verbotene – Praxis.
Georg Henkel
Besetzung
Vokalsensemble unter der Leitung von Jean-Yves Haymoz
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |