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Tracy Millar

You go girl...

Info Musikrichtung: Country / New Country VÖ: (Comstock) Gesamtspielzeit: 31:24 Internet: http://www.tracymillar.ca

Eine Countrylady aus Kanada schickt sich an, die Szene um ein Album zu bereichern. Die Frage ist - wie so oft - ob es sich um echtes Country, Country-Pop oder Herz-Schmerz-Balladen handelt. Aber es muss nicht immer ein entweder-oder sein, denn am besten kommt immer noch sowohl-als-auch an.

Im Einzelnen:

Schon der Opener "From the first hello" verbreitet gute Laune, denn mitziehende Drums und flotte Gitarren und Fiddles bereiten Mitnick-Rhythmus auf, vor dem eine freundliche Stimme erklingt. Insgesamt erinnert der Song an Mary Chapin Carpenters "Saturday night". Die positiven Vibrations retten sich herüber zu "This lonely night", das zur Untermauerung der Roots durch ein Piano verstärkt wird. Ehrlich gemacht Countrymusik mit modernen Grooves und einer Stimme, die an Pam Tillis erinnert. Und genau wie Pam Tillis weiß auch Tracy Millar, wann es Zeit für Balladen ist, und "I can´t hold the wind" ist ein schönes Exemplar dieser Stilrichtung, denn die Sängerin darf hier die Softness ihrer Stimme stärker herausstellen, wobei der Background schön dezent bleibt und alles - leicht gedämpft - verbindet.

Eine alte Hammond B3 darf "Ring on his finger" einläuten, einen Midtempo-Song, der die alte Weisheit zum Gegenstand hat, dass man sich nicht mit einem verheirateten Mann einlassen sollte, besonders wenn man die Stelle noch erkennen kann, an der der Ring gesessen hat. Ein passend eingebauter Chor setzt hierbei noch ein paar Akzente, und auch hieran kann man erkennen, dass Derek Stremel als Produzent mal wieder richtig gute Arbeit geleistet hat. Es fehlt an nichts! "You already know" erstaunt ein wenig, denn in der Qualität einer 50 Jahre alten LP beginnt er Song, inklusive des Gesangs von Tracy Millar. Nach einer halben Minuten hat uns jedoch die Neuzeit wieder, nur die Instrumente wie Banjo und Fiddle klingen nach Oldtime-Country, aber dies darf ruhig als Anzeichen für die Authentizität der Sängerin und ihrer Musik angesehen werden. Und um das zu unterstreichen, wird mit "Talk, talk, talk" ein Country-Swing aufgelegt, garniert mit im Stil der Andrews-Sisters abgemischtem Gesang. Also mal wieder ein rundes Paket, an dem es nichts zu meckern gibt - ob man den Stil nun mag oder nicht.

"You know who" ist eine Ballade, für die Tracy Millar als Verstärkung Duane Steele hinzugezogen hat, der ebenfalls für gute und ehrliche Countrymusik steht. Der zweistimmige Part kommt mit sehr viel Wärme und Harmonie rüber, unterstützt wiederum von sehr stimmigem Background, wobei man jedoch die Countryroots hoch hält und dem ganzen einen heimeligen Anstrich gibt. Mit "What do you mean by love" geht es wieder ein wenig flotter los, wobei man jedoch auch nicht auf die Fiddle im Hintergrund verzichtet und sich irgendwo zwischen moderner und traditioneller Musik wieder findet. Auch Banjo und Pedal-Steel bei "You take my heart there" zeigen trotz des munteren Tempos die Erdverbundenheit der Sängerin, bevor mit Heaven soon" eine Ballade das Album abschließt, die sich durch schön gesetzten mehrstimmigen Gesang auszeichnet. Aber viel bemerkenswerter ist der Text, wenn sie von einem todkranken Mädchen berichtet, dass ihr von dem nahenden Tod erzählt. Das geht schon mächtig tief rein.

Fazit:

Tracy Millar liefert mit You go girl... ein Album, auf dem dem reinen Counrypop weniger Tribut gezollt wird als der erdigen Countrymusik, die man heutzutage schon fast suchen muss, da die Plattenfirmen arg damit beschäftigt sind, die neuesten Verzerrer für die Gitarren ihrer Heroes zu besorgen. Hier wird viel mehr Wert darauf gelegt, was man sagt bzw. singt und dass es ehrlich beim Hörer ankommt. Dieses Ziel hat man bei You go girl... nicht nur angesteuert, sondern auch erreicht. Ein Album, das man sich ruhig einmal anhören sollte, wenn man von hartem Country-Pop und Country-Rap die Nase oder Ohren voll hat.

Lothar Heising