Reviews
The World Within
Info
Musikrichtung:
Modern Jazz
VÖ: 20.01.2023 (JazzSick) Gesamtspielzeit: 58:10 Internet: http://www.reiner-witzel.de/def.php?id=0-0000-0 https://richiebeirach.com/ https://www.jazzsick.com/ https://uk-promotion.net/ |
Dieses Jazz-Quintett wird geleitet vom Düsseldorfer Saxofonisten Rainer Witzel und dem aus New York City stammenden Pianisten Richie Beirach. Obwohl 20 Jahre Altersunterschied zwischen ihnen liegen, spielt das bei der Gestaltung der sieben Songs ihres gemeinsamen neuen Albums The World Within sicher keine Rolle. Die Rhythm Section mit Joscha Oetz (Jahrgang 1971) und Tobias Frohnhöfer (Jahrgang 1990) ist noch ein wenig jünger besetzt und mit dem russischen Trompeter Alex Sipiagin stellt sich ein weiterer internationaler Jazzer vor. So haben wir fünf Musiker, die sich bereits alle international bewährt haben und eine Menge Erfahrungen mit sich bringen.
Als Produkt erleben wir herrlichen Jazz voller Energie, voller Lebendigkeit und mitunter überschäumender Spielfreude. Ich kann mir nicht helfen, der Eröffnungstitel erweckt bei mir spontane Assoziatonen, einmal hin zu Weather Report in deren Anfangstagen und ein anderes Mal zur Musik von Miles Davis, zu der Zeit vor "Bitches Brew". Das Spiel mit dem Fender Rhodes erinnert mich an Joe Zawinul, der ganze Aufbau des Songs führt mich gedanklich halt weit zurück, in eine Zeit des Aufbruchs im Jazz, herrlich agiert Drummer Tobias Frohnhöfer mit seinem treibenden Spiel, das mich auch an Tony Williams denken läßt.
Track zwei startet mit dem Piano, eine lange, gut zweieinhalbminütige Einleitung, bevor sich die übrigen Musiker einschalten und einen Song präsentieren, der sich langsam entwickelt und in der Intensität steigert, schließlich hat er neuneinhalb Minuten Zeit dafür. Mit modalem Ausdruck serviert Witzel ein herrliches Solo, verträumt, schwebend und eine Atmosphäre vermittelnd, in die man sich fallen lassen kann. Sipiagin's Solo ist dann packender und kraftvoll, und ob es an der Staatsangehörigkeit liegen mag, ein wenig spüre ich etwas vom Ausdruck seines Landsmannes Valery Ponomarev.
Es ist letztlich vortrefflich gelungen, Jazz zu bieten, der sich sowohl der Geschichte des Jazz verpflichtet fühlt als auch die über die Jahre stattgefundene Entwicklung und Erweiterung des Genres einschließt und berücksichtigt. Das wird auch durch die einerseits unterschiedlich, aber letztlich wie aus einem Guss agierenden Musiker bewerkstelligt. So kann man das an den meisten Songs auch gut nachvollziehen, ein sehr gutes Beispiel ist auf jeden Fall der Titelsong der Platte.
Eine tragische Geschichte hat leider auch mit diesem Album zu tun und wird im Innenteil der CD-Verpackung geschildert. Ursprünglich war als Schlagzeuger für diese Aufnahmen Christian Scheuber vorgesehen. Leider verstarb er vor Beginn der Sessions. Scheuber war Mentor von Tobias Frohndörfer, der sofort einsprang. So ist auch der Titel der Komposition von Beirach zu verstehen - "Requiem For Chris". Von Scheuber selbst stammt die Komposition, die man für den Schluss eingespielt hat - "Old Moscow". This music is dedicated to our dear friend and great jazz drummer Christian Scheuber, so ist ebenfalls zu lesen. Ja, es wurde eine kreative und leidenschaftliche Widmung! Auch dem letzten Satz des Vorworts von Richie Beirach kann ich insofern vollumfanglich zustimmen: We hope you enjoy listening to it as much as we did recording it... YES, I DO!
Trackliste
2 Madagascar (9:30)
3 The World Within (9:35)
4 Requiem For Chris (8:31)
5 Blue Trees (7:10)
6 Javelin (6:52)
7 Old Moscow (9:09)
Besetzung
Richie Beirach (piano, Fender Rhodes)
Alex Sipiagin (trumpet)
Joscha Oetz (bass)
Tobias Frohnhöfer (drums)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |