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Die Befreiung Israels
Info
Musikrichtung:
Barock / Frühklassik
VÖ: 03.03.2023 (Passacaille / Note 1 / CD / 2022 / Artikelnr. 1132) Gesamtspielzeit: 78:22 |
GENERATIONENFOLGE
Gerade einmal fünfzehn Jahre liegen zwischen den Uraufführungen dieser beiden Vertonungen der Geschichte vom Auszug Israels aus Ägypten. Telemanns "Das befreyte Israel" stammt aus 1759, Rolles "Die Befreiung Israels" aus 1774. Beide stellen zwar im weitesten Sinne geistliche Musik dar, aber nicht für den liturgischen Gebrauch, sondern für den damals aufblühenden, bürgerlich-privaten Konzertbetrieb. Die Gegenüberstellung bezieht ihren Reiz daraus, dass trotz aller Ähnlichkeiten von Sujet und Anlass deutlich wird, wie mit dieser Musik die Epochengrenze vom Spätbarock zur Frühklassik überschritten wird:
Telemanns musikalisches Gedicht zielt darauf ab, die Geschehnisse maximal textverständlich zu transportieren und tonmalerisch zu unterstreichen. Der bewussten Einfachheit der Vokallinien steht ein raffinierter, aber dennoch leicht fasslicher Orchesterpart gegenüber. Vieles wirkt illustrativ, manches geradezu (volks-)pädagogisch, und doch bleibt das Werk farbenreich und effektvoll.
Rolles weiter ausgreifendes musikalisches Drama hingegen hat einen Zug ins Empfindsame, Opernhafte, Psychologische - der Schwerpunkt verlagert sich von der Schilderungs des äußeren Geschehens in Richtung des inneren Erlebens. Und doch verhehlt Rolle nicht, dass er kompositorisch durchaus auf Telemanns Schultern steht, dabei aber einen noch gefälligeren Ton pflegt.
Der Vergleich bleibt alles andere als akademisch-trocken. Peter van Heyghen sorgt vielmehr für einen schwungvoll-vitalen, auf den Punkt genau präzisen Zugriff, klar strukturiert in den Linien und zugleich farbstark. Das erinnert ein wenig an jenes Klangideal, das Ludger Rémy pflegte, der sich über Jahrzehnte der Telemann- und Rolle-Pflege verschrieben hatte. Das Orchester Il Gardellino musiziert entsprechend packend bis zupackend. Die Vokalsolistinnen und -solisten verleihen ihren Partien das nötige Feuer, den Vortrag deutlich von der musikalischen Predigt weg- und zum musikdramatischen Impetus hinführend. Besonders hervorzuheben ist dabei die Leistung von Daniel Johannsen und André Morsch, die beide Textverständlichkeit und Ausdruck perfekt vereinen.
Sven Kerkhoff
Trackliste
Johann Heinrich Rolle: Die Befrieung Israels, V I:II - 50:43
Besetzung
Elvira Bill: Mezzosopran
Daniel Johannsen: Tenor
André Morsch, Sebastian Myrus: Bass
Il Gardellino
Peter van Heyghen: Ltg.
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |