Reviews
Live in Haldern
Info
Musikrichtung:
Kraut-Pop
VÖ: 14.10.2022 (1985/86) (Sireena / Broken Silence) Gesamtspielzeit: 54:36 |
Von 1973 bis 1980 sang Jennifer Kowa (damals noch Jennifer Hensel) bei Octopus. 1978 stieg Win Kowa bei Octopus ein. Er hatte zuvor u.a. bei Straight Shooter und Streetmark gespielt, wird allerdings bei beiden Bands auf keinem einzigen Album als Mitspieler gelistet. Den Wandel der Band zum Deutsch-Rock, aus dem 1981 das Album Hart am Rand resultierte, machten die beiden nicht mit und gründeten 1981 The Radio.
Die Nähen zu Octopus, vor allem im Blick auf die prägnante Stimme von Jennifer, sind unüberhörbar; allerdings repräsentieren The Radio eher die eingängigere, fast poppige Seite der ehemaligen Progressive-Krauter.
Sireena haben zwei Live-Aufnahmen ausgegraben, die 1985, bzw. 1986 beim zweiten und dritten Haldern Pop Festival mitgeschnitten wurden, und sie um drei Studio-Aufnahmen ergänzt. Live in Haldern scheint die erste eigene Veröffentlichung von The Radio zu sein. Sowohl Jennifer als auch Win haben Einträge bei discogs. The Radio-Titel sind dort allerdings nicht gelistet.
Damit ist die musik-archäologische Arbeit von Sireena Records einmal wieder besonders verdienstvoll. Bereits der Opener „Dance“ ist ein wunderbares Stück Synthesizer-Pop, dem allerdings jedes Synthetische, das die 80er Jahre oft so zwiespältig macht, abgeht. Jennifers Powerstimme erdet das Stück zusätzlich.
Mit „Hold me“, das stärker auf die Gitarre setzt, zeigt die Sängerin, dass sie auch ruhigere Stücke gut in Szene setzen kann.„Icebox“ geht mit seinem Refrain sofort ins Ohr und macht es völlig unverständlich, warum die Band keinen Durchbruch gehabt hat. (Nicht nur) in den 80ern hätte das Stück perfekt in jede Hitparade gepasst. „Harmony“ ist textlich erkennbar ein Baby der Mitte der 80er Jahre langsam abklingenden Friedensbewegung, während „The World is overcrowded“ ein durchgehend und wachsend aktuelles Problem thematisiert. Mit beiden Stücken sind The Radio 30 Jahre danach wieder/noch auf der Höhe der Zeit.
Die 86er Aufnahme ist nicht nur deutlich besser produziert als die ein Jahr älteren Aufnahmen. Man erkennt auch, dass die Band beim Songwriting noch einmal zugelegt hat. 1985 war die Band solide und eine erfreuliche Erscheinung, aber im Rahmen der neueren Stücke sind die älteren eher Filler. Das gilt ebenso – trotz der prominenten Unterstützung, u.a. durch Kraan-Basser Hellmut Hattler – für die Studio-Aufnahmen.
1986 müsste man The Radio als eine Band im Steigflug wahrgenommen haben. Warum daraus nichts geworden ist, verraten die recht knappen Liner Notes ebenso wenig, wie mehr von der Geschichte der Band. Da wäre mehr möglich gewesen.
Dennoch: Eine klare Empfehlung!
Trackliste
1 Opening (2:05)
2 Dance (3:45)
3 Hold me (5:09)
4 Red Light Sister (2:25)
5 Icebox (5:10)
6 Harmony (4:03)
7 The World is overcrowded (3:54)
Live 1985
8 Winners & Loosers (4:44)
9 Money (3:41)
10 Friendship (3:02)
11 New York (5:57)
Studio 1985
12 Hold me (4:18)
13 Red Light Sister (3:09)
14 Summertime (3:15)
Besetzung
Win Kowa (Git-Synth, Keys)
Hellmut Hattler (B
Wolfgang “Mu” (Dr
Romano Cunsolo (Dr
Fritz Randow (Dr
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |