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Bach, J. S. (Potter)

Kantaten BWV 35 und 169

Info Musikrichtung: Barock VÖ: 03.02.2023 (Passacaille / Note 1 / CD / 2020 / Artikelnr. 1092) Gesamtspielzeit: 67:24 Internet: Alex Potter

Großen Raum gibt Johann Sebastian Bach in seinen beiden Alt-Solo-Kantaten BWV 35 und 169 der Orgelpartie. Ungeachtet dessen wird in der Aufführungspraxis selbst hierfür zumeist auf ein Orgelpositiv oder allenfalls eine "Kammerorgel" zurückgegriffen. Um so erfreulicher, dass in dieser Einspielung die Orgel einmal zu dem Star avancieren darf, der sie in den Werken eigentlich ist. Und so lauscht man vor allem gerne dem silberhellen Klang der Treutmann-Orgel (1734) in der Stiftskirche St. Georg, Grauhof, die Leo van Doeselaar souverän spielt.

Weniger silbrig und weniger erfreulich ist das, was Countertenor Alex Potter hören lässt: Man muss schon ein sehr eingefleischter Fan der britisch kehligen und zugleich eher körperlosen Countertradition sein, um diesen Vortrag zu goutieren. Der Tonansatz ist nicht immer lupenrein, die Luft für die virtuosen Läufe und die Gestaltung ziemlich begrenzt. Am ehesten noch rundet sich das Ganze in den elegischeren Momenten, wie etwa der Arie "Stirb in mir Welt" (BWV 169), die allerdings auch für die Besten unter den Countertenören fast zu hoch liegt.

Dazu musiziert das Orchester Il Gardellino routiniert, aber klangtechnisch etwas nach hinten gerückt, so dass der ohnehin wenig pointierte Zugriff noch zusätzlich wie in Watte gepackt wirkt. Das neblige Coverfoto kann man da schon fast als stimmig empfinden.

Sven Kerkhoff