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Schönberg, A. – Berg, A. (Het Collectief)

Transfigurations (Kammermusik)

Info Musikrichtung: Spätromantik / Kammermusik VÖ: 03.02.2023 (Alpha / Note 1 / CD / DDD / 2020-21 / ALPHA 867) Gesamtspielzeit: 72:43

Das belgische Ensemble „Het Collectief“ legt unter dem Titel „Transfiguration“ Werke von Schönberg und Berg in Bearbeitungen vor, die den Originalen in nichts nachstehen.

Schönbergs erstes Meisterwerk „Verklärte Nacht“, eigentlich ein Streichsextett, gewinnt in der kongenialen Einrichtung für Klaviertrio durch den Pianisten und Schönberg-Zeitgenossen Eduard Steuermanns eine luzide, angenehm körnige Textur. Sie lässt die Modernität dieses chromatisch übersättigten spätromantischen Werks noch deutlicher hervortreten. Herausragend ist die plastische Wiedergabe durch die drei Collecief-Musiker Wilbert Aerts (Violine), Martijn Vink (Cello) und Thomas Dieltjens (Klavier), die das Stück hochkonzentriert und spannungsvoll auf den Punkt musizieren.

Zusammen mit ihren Kollegen Toon Fret und Julien Hervé schlagen sie auch Funken aus dem zweiten Werk, einer Quintett-Reduktion der Kammersinfonie Schönbergs durch Anton Webern. Dieser entschied sich für eine ikonische Besetzung, nämlich diejenige von Schönbergs „Pierrot Lunaire“: Flöte, Klarinette, Violine, Cello und Klavier.
Nichts Substantielles geht dabei verloren, die überaus dicht verzahnte Polyphonie ebenso wenig wie die schier unerschöpfliche klanggestische Palette. Die mitunter hypernervös fluktuierende, dann wieder wie traumverloren wirkende Musik markiert das Ende Epoche, die die Grenzen der Tonalität überdehnt hat und diese zugleich noch einmal in phantastischer Verzerrung zelebriert. Auch dieses Schlüsselwerk wird vom Collectief strukturklar, klangfarblich ausgesprochen differenziert und mit elektrisierendem Temperament dargeboten.

Als zweiter Schönberg-Schüler ist Alban Berg vertreten. „Het Colletief“ hat den zeitgenössischen Komponisten Tim Mullemann gebeten, Bergs 1. Klaviersonate für die Quintett-Besetzung zu adaptieren. Dazu kommt eine Bearbeitung des Adagios aus dem Kammerkonzert, die Berg selbst angefertigt hat. Auch hier: Präzision gepaart mit einer Musikalität, die noch die leisesten Schwebungen mit Energie und Präsenz auflädt. Man lauscht gebannt bis zum Schluss.

Georg Henkel