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Concerti für Streicher
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 17.02.2023 (Arcana / Outhere / Note 1 / 2 CD / 2021-2022 / Artikelnr. A540) Gesamtspielzeit: 118:00 Internet: Accademia dell´Annunciata |
ENTWICKLUNGEN
Das Bessere ist der Feind des Guten. Und welch ein Geschenk, als Hörer die Früchte der Entwicklungen in der historischen Praxis auf immer höherem Niveau genießen zu dürfen! Die extravaganten Concerti des neapolitianischen Barockkomponisten Francesco Durante (1684-1755) machten in dern 1990er-Jahren Furore, als Concerto Köln seine rasante Einspielung vorlegte (Capriccio, 1992). Diese war noch geprägt von dynamischen Treppeneffekten und dem zwar pointierten, aber sich auf Dauer abnutzenden block- und kontrasthaftem Gegenüberstellen der Motivzellen. Die Neueinspielung mit der Accademia dell´Annunciata lässt die Musik in anderem Licht erscheinen, oder besser: erstrahlen. Die Musiker:innen nehmen sich unter der Leitung von Riccardo Doni mehr interpretatorische Freiräume. Der Orchestersatz wirkt dabei aufgelichtet, die Ausführung am Idiom der italienischen Sprache orientiert, sehr sanglich und selbst in den abrupten Wechseln bzw. dem von Durante geliebten Stop-and-Go tänzerisch flüssig.
Damit gelangen die Concerti zu einer bislang ungekannten rhetorischen Qualität. Selbst in den wiederholten Phrasen gelingt es, einen eigenen Ausdrucksgehalt zu finden, aber ganz ohne die Leichtigkeit darüber zu verlieren. Die einzelnen Instrumente bzw. Instrumentengruppen erhalten je eigenes Gewicht bei größtmöglicher Transparenz. Insgesamt ist nicht zu überhören, dass Doni und seine Truppe stark von der vielfachen Zusammenarbeit mit dem Geiger Carmignola und seinem Klangideal beeinflusst sind. Wahrhaftig nicht der schlechteste Einfluss, wenn es um italienischen Barock geht.
Hübsch auch, dass man es auf der Doppel-CD nicht bei den neun Concerti Durantes belassen, sondern mit Nicolo Fiorenzas Sinfonie für 4 Violinen und Porporas Cellokonzert noch zwei Stücke aus derselben Epoche gegenübergestellt hat. Dabei ist vor allem Porporas Konzert ein echter Ohrenschmaus - stärker melodisch gedacht als Durantes Werke, aber nicht weniger effektvoll. Marcello Scandelli leistet dabei Großes und bringt den Solo-Part mit herrlich sonorem Kolorit zum Singen, Seufzen und Klagen.
Schöner wird es kaum noch werden können!
Sven Kerkhoff
Trackliste
N. Fiorenza: Sinfonia für 4 Violinen und Continuo c-moll
N. Porpora: Concerto für Cello, Streicher und Continuo a-moll
Besetzung
Riccardo Doni: Ltg.
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |