Reviews
Tiefe Nacht
Info
Musikrichtung:
Modern Jazz/Big Band
VÖ: 21.10.2022 (Double Moon) Gesamtspielzeit: 36:27 Internet: https://andreaspientka.com/ https://www.jazzthing.de/ https://www.challengerecords.com/home https://www.martinaweinmar.de/ |
Mit der Vorstellung besonderer Talente geht es weiter, in Verbindung mit der Zeitschrift JazzThing wir die "Next Generation Vol. 95" veröffentlicht, dieses Mal in großer Besetzung, im Zehnerformat - mit dem Andreas Pientka Tentet. Das Album entführt uns in die Tiefe Nacht. Der Bandleader und Bassist wurde 1993 in Datteln geboren. Zunächst auf das Erlernen der Gitarre fixiert, wechselt er rasch zum Bass. Wie zu lesen ist, soll er sich musikalisch als Traditionalist bezeichnet haben, aber einer, der an der Transformation der Tradition in die Moderne interessiert ist. Dabei war er vor seinem Interesse an Jazz vorab mit Rockmusik beschäftigt.
Mitarbeit im JugendJazzOrchester und im BundesJazzOrchester , Arbeit mit eigenen Formationen und anderen Musikern lassen Erfahrung auf verschiedenen Gebieten ansammeln, und auf der Grundlage des Studiums entwickelt Pientka nach und nach seine eigenen Vorstellungen der Gestaltung zeitgenössischen Jazz'. Vorbilder auf seinem Instrument sind solche Stilisten wie Paul Chambers und Scott LaFaro. Nun werden seine Kompositionen mit fünf Stücken umrahmt von zwei Trompeten, einer Posaune, einer Tuba und drei Saxofonen. Dazu Piano, Schlagzeug und die gelegentliche Verwendung von Bassklarinette und Flöte, so dass ein breit gefächerter Sound entstand.
Innerhalb der Titelfolge gibt es eine Suite in drei Teilen, "Die Tat ist Alles, nichts der Ruhm". Hierzu zitiere ich für das Verständnis der Musik den Protagonisten, der wie folgt ausführte: Ich habe nach Inspiration für meinen Kompositionsprozess gesucht und bin dabei auf Goethes 'Faust‘ gestoßen. Mich interessiert die Frage nach den Elementen, die Musik zusammenhalten, und da liegt die Verbindung zu 'Faust‘ ja auf der Hand. Schon bei Mozart kann man Akkorde entdecken, die für den Jazz typisch sind. Diese Suche nach dem Ursprung fand ich besonders interessant. Deshalb kann ich mich mit 'Faust‘ identifizieren, der auch nicht weiß, wo sein Platz auf der Welt ist.
Nun, ich denke, mit diesem, seinem Debüt-Album, muss sich Andreas Pientka keine Sorgen um seinen Platz in der Welt machen. Denn diese Musik atmet ganz viel Dynamik, ist kompositorisch sehr tief gehend und durch die gelungenen und sehr abwechslungsreichen Arrangements besticht sie durch ihren hohen "Aufmerksamkeitsfaktor". Denn man wird regelrecht "gezwungen", diesen teils verschachtelten Bearbeitungen zu folgen, auch, um immer wieder neue Nuancen zu entdecken, und dazwischen lässt sich der Bassist immer wieder Raum für kurze Soloauftritte.
Insgesamt wirkt es im Gesamtbild sehr ausdrucksstark und dicht mit teilweise sehr wuchtig arrangierten Passagen, die sich immer wieder mit spielerischen abwechseln. Dabei entstehen verschiedene Stimmungen, mitunter von verklärt wirkender Natur, dann wieder schwebend abgehoben und auch gelegentlich etwas surreal im Ausdruck, und dann wieder wechselt es sich ab mit ganz wunderschönen und warmen Momenten durch den solistischen Einsatz einzelner Blasinstrumente.
Trackliste
2 Tiefe Nacht (5:27)
3 Die Tat ist alles, nichts der Ruhm Teil 1 (11:12)
4 Die Tat ist alles, nichts der Ruhm Teil 2 (5:35)
5 Die Tat ist alles, nichts der Ruhm Teil 3 (7:01)
Besetzung
Philipp Schittek (tenor trombone)
David Bernds (bass trombone, tuba)
Julius van Rhee (alto saxophone, clarinet, flute)
Marc Doffey (tenor & soprano saxophone)
Ole Sinell (baritone saxophone, bass clarinet)
Niklas Roever (piano)
Alex Parzhuber (drums)
Andreas Pientka (double bass)
David Heiss (conductor)
János Löber (trumpet & flugelhorn- #1, 4)
Camila Moukarzel-Ortega (flute)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |