Reviews
Heavy Seas at the Cape of good Hope
Info
Musikrichtung:
Singer/Songwriter / Dark-Pop
VÖ: 02.12.2022 (Christian Ronig / RAR / Motor) Gesamtspielzeit: 44:07 |
Über den Job als Gitarrist in der Hausband einer griechischen Kneipe in Münster ist Christian Ronig auf die traditionelle griechische Musik gestoßen. Dass das in seinem Bekanntenkreis damit eher auf Kopfschütteln gestoßen ist, kann ich verstehen. Eine Cassette mit griechischen Tänzen, die ich mir anlässlich eines Griechisch-Tanzkurses zur Vorbereitung einer Hochzeit auf Zypern gekauft habe, ist außerhalb ihrer verzweckten Nutzung kaum gelaufen.
Ronig hat aus der Not eine Tugend gemacht und die griechische Musik nicht nur von der Sprache her übersetzt, sondern hat sie in den Kontext westlicher Genres übertragen und mit modernem Instrumentarium eingespielt. In Griechenland hat ihm das nicht nur einen Plattenvertrag, volle Konzertsäle und reichlich Airplay eingebracht, sondern sogar einen Lehrauftrag an der Kapodistrias Universität in Athen.
Wie gewohnt, habe ich den Waschzettel zur CD erst gelesen, nachdem ich mir meine Meinung über Heavy Seas at the Cape of good Hope gebildet hatte. Und ich muss zugeben – auf Griechenland wäre ich sicher nicht gekommen. Aufgrund der manchmal etwas düsteren, melancholischen Atmosphäre wäre der Gedanke an Osteuropa nicht völlig von der Hand zu weisen. Letztlich bin ich aber eher bei amerikanischen Singer/Songwritern wie Stan Ridgway gelandet. Das percussive, düster progressive „Feel the Heat“ lässt mit seinen Orgeln gar an die Doors denken.
„Going home” hätte ich eher auf einen spirituellen indianischen Gesang zurückgeführt. Bei „All that we share these Days“ klingt ein Walzer mit an, während sich das etwas geheimnisvoll klingende „I’ll come for you“ problemlos aus einem rockorientierten Songwriter-Kontext her verstehen lässt.
Was sich auf der ersten CD zwischen den Stücken, wie z.B. eine U-Bahn-Ansage anhört, ist genau dieses. Ronig hat sich entschieden Sounds des Lockdowns, während dem die CD aufgenommen wurde, zwischen die Stücke einzuspielen.
Inwieweit Heavy Seas at the Cape of good Hope wieder neu interpretierte Traditionals enthält, war mir nicht erst nicht ganz klar. Auf der einen Seite spricht der Waschzettel von „eigenen Songs auf CD 1“; auf der anderen Seite sind Ronig und Paraskevas Kitsos im CD-Booklet nicht als Komponisten, sondern lediglich als Arrangeure angegeben. Christian Ronig konnte nach Lektüre der Review aufklären: „Die Songs auf CD 1 sind allesamt aus meiner Feder (Musik/Texte) und spielen mit griechischen Rhythmen, Skalen oder Topoi. Die Songs auf CD 2 sind ausschließlich Coverversionen griechischer Songs." - u.a. aus den Programmen von Mikis Theodorakis und Nana Mouskouri.
Die nur auf CD 2 verwendeten Trompete und Mundharmonika geben der CD ein eigenes Gepräge. Die Trompete gibt dem Auftakt des ruhigen „Life goes on“ einen jazzigen Anstrich. Im melancholischen „Deep and silent Sea“ mischt sich die Trompete mit einer Psycho-mäßig agierenden Gitarre, während Percussion und Mundharmonika dem wohl wildesten Stück der Doppel-CD, „A Woman like you“ einen recht rauen Anstrich verpassen.
Trackliste
1 Akadimia Platoons, Athens, 3rd April 2020 (0:20)
2 All that we share these Days (3:36)
3 Athens Metro, 18th January 2021 (0:17)
4 Going home (4:08)
5 Panepistimo, Athens, 11th March 2021 (0:19)
6 Take it all away (3:47)
7 Akadimia Platoons, Athens, 4th April 2020 (0:26)
8 Feel the Heat (4:14)
9 Saronic Gulf, 2nd July 2021 (0:18)
10 Heavy Seas at the Cape of good Hope (3:40)
11 Athens, Downtown, 28th October 2020 (0:20)
12 I'll come for you (3:44)
13 Athens Metro, 6th March 2021 (1:08)
CD 2
1 Tonight I'll drink the Moon (3:28)
2 Deep and silent Sea (2:41)
3 Silence has been falling deep (4:32)
4 A Woman like you (2:55)
5 Life goes on (4:12)
Besetzung
Paraskevas Kistos (B, Git, Dr
Gäste:
CD 1:
Michalis Kavvadias (E-Git)
Vassilis Stfanopoulos (Keys)
Yannis Poupoulis (E-Git)
Giannis Papagiannoulis (Perc)
Aggeliki Toubanaki (Voc <4>)
CD 2:
Giannis Aggelopoulos (Dr, Perc)
Stathis Anninos (Keys, Perc)
Andreas Polyzogopoulos (Trompete)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |