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Bach, J. S. – Vilsmayer, J. J. – Westhoff, J. P. v. u. a. (Podger, R.)

Tutta Sola

Info Musikrichtung: Barock / Violine VÖ: 04.11.2022 (Channel Classics / Note 1 / SACD / 2022) Gesamtspielzeit: 67:48

Die britische Grande Dame der Barockvioline, Rachel Podger, legt ein neues Album für Violine Solo vor. Dabei erkundet sie jene Repertoire-Nischen, die im Schatten von J. S. Bachs Sonaten-und-Partiten-Gipfel liegen und als kleinmeisterliche „Vorstufen“ oder Nebenwerke der Musikgeschichte ein meist stummes Dasein fristen.

Dabei zeigen die diversen Stücke, die von früh- oder spätbarocken Komponisten wie Johann Joseph Vilsmayr, Nicolai Mattheis Jr. oder auch von Guiseppe Tartini (dieses Mal ohne „Teufelstriller“) stammen, dass es auch dort einiges Hörens- und Spielenswerte zu entdecken gibt.
Selbst die knappen Paraphrasen eines John Walsh über Werke ungleich berühmterer Kollegen wie Corelli & Co. haben einen gewissen Reiz, zumal sie von Podger mit klarem, prägnant artikuliertem Spiel und ebensolcher Phrasierung dargeboten werden. Das Vibrato ist stilgerecht auf ein Minimum reduziert, was aber angesichts des intensiven und direkt abgenommenen Tons, den die Geigerin ihrer Pesarinus-Violine von 1739 entlockt, völlig angemessen ist.

Von J. S. Bach gibt es freilich auch etwas zu hören: Seine notorische „Toccate und Fuge in D-Moll“, eigentlich als ikonisches Orgelwerk (inzwischen auch Klingelton) überaus beliebt, ist wahrscheinlich Bachs Bearbeitung der Violinkomposition eines unbekannten Kollegen. Sie wird hier auf das mutmaßliche Original-Instrument zurückübertragen. Das funktioniert sogar, man hätte sich bei dieser Fassung aber noch ein paar größere Freiheiten vorstellen können, ganz im Sinne barocker Neuschöpfung. Freilich fällt hier dann doch schon ein gewisser Niveauunterschied zwischen diesem Eröffnungsstück und den weniger elaborierten Werken dieser Zusammenstellung auf.

Georg Henkel