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Ciaconna!
Info
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 05.01.2023 (Glossa / Note 1 / CD / 2022 / Artikelnr. GCD 924207) Gesamtspielzeit: 66:56 Internet: Leila Schayegh |
SANFTER DRUCK
Die Ciaconne oder Chaconne war, neben der Passacaglia als ihrer ruhigeren und der Follia als ihrer wilderen Schwester, ein Lieblingskind der Barockkomponisten: Ein Tanzsatz, bei dem die Oberstimmen über einem fixen Bass-Schema Gelegenheit haben, einander ausladend zu umspielen, zu inspirieren oder zu improvisieren, sich wechselseitig aufzugreifen und zugleich mit Verzierungen, Verschiebungen und allerlei Raffiniertem mehr zu glänzen. Ein schöne Möglichkeit, virtuoses Können bei größtmöglicher Gefälligkeit auszubreiten und den Hörer trotz all des technischen Aufwands innerlich (oder real) mitschwingen bzw. mitswingen zu lassen.
Leila Schayegh und das Ensemble La Centifolia gehen der ganzen Bandbreite des entsprechenden Repertoires nach, Seitenblicke in Richtung Sonata, Canon oder Fantasia inklusive - die Grenzen der Genres waren seinerzeit ähnlich flexibel wie die Schreibweisen ihrer Bezeichnungen. Das Schöne an der Produktion ist nicht nur, dass dieses Spektrum kundig und vielgestaltig ausgeleuchtet wird, sondern dass dies mit spontan anmutendem Zugriff und zumeist entspanntem Streicherton geschieht. Das Hypnotische der Musik wird hier allenfalls durch "sanften Druck" generiert, mehr noch aber durch eine wie improvisiert wirkende Hinwendung zu den kleinen Elementen und Figuren, oftmals in melancholischer Sanglichkeit, gelegentlich mit tänzerischem Drive. Die Ausführenden zelebrieren dabei die Kunst des vollkommen bruchlosen, relaxten Wechselspiels, was dem gedanklichen Ideal der Ciaconna entspricht. Der Versuchung der Zuspitzung oder des exzentrisch herausgestellten Effekts wird dauerhaft widerstanden.
Die Konzentration auf das Metier sowie der nicht eben widerständige Anpack sind Risiko und Vorteil zugleich: Mag man bisweilen kaum wissen, in welcher Ciaconna man sich gerade befindet oder den Kontrast des ganz Anderen - sei es instrumental oder vokal - vermissen, so machen doch gerade die konsequente Fokussierung und hörbare Spielfreude den Reiz der CD aus. Seinen Anteil hat dabei neben dem ausgewogenen, runden Klangbild der Aufnahme auch die erlesene Stückeauswahl, die Leila Schayegh getroffen hat - neben einigen Favourites des Genres findet sich so manch exotischer Perle.
Sven Kerkhoff
Trackliste
Antonio Bertali: Ciaccona a tre; Chiacona
Tarquinio Merula: Ciaccona
Johann Heinrich Schmelzer: Ciaccona
Samuel Capricornus: Ciaccona für 2 Violinen & Gambe
Nicola Matteis: Ricercata C-Dur; Diverse bizzarrie Sopra la Vecchia Sarabanda o pur Ciaccona; Alia Fantasia
Giovanni Battista Vitali: Ciaccona a tre op. 7 Nr. 3
Anonymus: Chaconne
Arcangelo Corelli: Ciacona - Sonata a tre op. 2 Nr. 12
Tomaso Vitalino: Senza Titolo
Johann Pachelbel: Canon & Gigue
Besetzung
Leila Schayegh: Violine & Ltg.
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |