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Sapperlot! Musik für Clavichord
Info
Musikrichtung:
Barock / Klassik / Tasteninstrument
VÖ: 04.11.2022 (Carpe Diem / Note 1 / CD / DDD / 2022 / Carpe Diem CD 16329) Gesamtspielzeit: 64:31 |
RARITÄTEN FÜR „KENNER UND LIEBHABER“
Den Hinweis im Booklet beherzigt man gerne: Man höre diese Aufnahme bei geringer Lautstärke mit einem trockenen Glas Weißwein, um einen möglichst getreuen Eindruck von den Eigenarten des verwendeten Instruments zu gewinnen. Denn das historische Clavichord, das hier zum Einsatz kommt, ist betagt, etwa 300 Jahre alt, ein kleines österreichisches Instrument, dass durch liebevolle Restaurierung wieder zum Klingen gebracht wurde. Nach seinem klösterlichen Standort trägt es den Namen „Admonter Clavichord“.
Clavichorde sind Tasteninstrumente, die aufgrund ihrer geringen Dimension und zarten, aber dynamiksensiblen Anschlagsmöglichkeiten im 17. und 18. Jahrhundert für die private Hausmusik geschätzt wurden. Bei der Klangfarbe mischen sich Hackbrett, Zitter, Laute und Spieluhr auf eigentümliche Weise. Die Resonanz ist in der Tat eher trocken, der Ton mitunter etwas porös und die Lautstärke nach oben recht begrenzt. Wie gesagt: Das Clavichord ist ein Medium für das intime Musizieren in den eigenen vier Wänden, kein Konzertinstrument.
Feine barockmusikalische Spitzenklöppeleien mit vielen Verzierungen lassen auf ein so leichtgängigen Instrument gut realisieren. Und Barockes gibt es hier einiges zu hören, der Bogen reicht von Froberger und Muffat über Corelli bis hin zu Händel, dazu Raritäten unbekannterer Kleinmeister. Aber obwohl diese Stücke auch zeitlich mit der Entstehung des Clavichords gut zusammengehen, vermisst man dann schließlich als Zuhörer „von außen“ doch die rhetorische Gravitas eines Cembalos, seine tragfähigen Basstiefen und Obertöne. Das alles gibt es hier eben nur en miniature, wenngleich wahrlich mit Fingerspitzengefühl dargeboten von Alexander Gergelyfi.
Interessanterweise kommen die das Programm beschließenden klassischen Kompositionen eines Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart oder auch solche von Michael Haydn auf diesem Instrument am besten zur Geltung. Der aufgelockerte, empfindsame Stil und Betonung der Melodie entsprechen dem Naturell des Clavichords, es muss hier nicht mehr sein, als es ist und kann dann sogar einen spröden Charme, ja augenzwinkernden Humor entwickeln.
Sicherlich eine Aufnahme für Leute, die in den Klang originaler historischer Tasteninstrumente vernarrt sind und sich an einem ebenso ausgesuchtem wie entlegenem Repertoire erfreuen.
Georg Henkel
Trackliste
Arcangelo Corelli: Gvigvetta
Paul Peuerl: Padouan; Dantz & Nachdantz
Georg Muffat: Passacaglia
Franz Mathias Techelmann: Alamand
Johann Joseph Fux: Harpeggio; Fuga; Menuet
Johann Jacob Froberger: Cembalosuite FbWV 611
Johann Michael Steinbacher: Prelude; Capriccio
Georg Friedrich Händel: Prelude HWV Anh. B 607 / 1; Capriccio HWV Anh. B deest
Leopold Mozart: Für den Merz
Anton Ferdinand Paris: Allegro
Joseph Anton Steffan: Preludio
Michael Haydn: Clavierstück MH 468
Wolfgang Amadeus Mozart: Allegro molto KV deest
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |