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Biber, H. I. F. / Bertali, A. / Vilsmayr, J. J. (Letzbor)

ostinato - Sonaten für Violine

Info Musikrichtung: Barock VÖ: 05.01.2023 (PAN Classics / Note 1 / CD / 2021 / Artikelnr. PC 10444) Gesamtspielzeit: 73:25 Internet: Ars Antiqua Austria

Im Barock gelangte sie zur höchsten Blüte: die Kunst, über einer sich geradezu hypnotisch wiederholenden (ostinaten) Basslinie, ein Rankenwerk der Melodie frei und kunstvoll zu entfalten, nur damit sich im Kontrast der beiden Elemente ihre Wirkung noch einmal vervielfache. Überlässt man sich diesem Effekt, hat die Musik unweigerlich etwas Soghaftes und lädt ein, sich in sie zu versenken. Dabei wird die Bedeutung des Continuos, dem die ostinaten Bässe anvertraut sind, nicht selten unterschätzt. Der über die Jahre stets neugierig gebliebene Violinist Gunar Letzbor und sein bewährtes Ensemble Ars Antiqua Austria haben im Salzburger Lautenconsort kongeniale Partner gefunden, die zudem mit der Colachone - einer Langhalslaute - und der Chitarra attiorbata interessante Farbschattierungen einbringen und das Continuo im Sinne damaliger Salzburger Aufführungspraxis aufwerten.

Die "Hauptlast" trägt ungeachtet dessen natürlich die Violine. Hier nun zeigt sich eine erstaunliche Entwicklung: Während Letzbor in früheren Jahren oft druckstark, nicht selten auch temporeich zur Sache ging, gönnt er sich jetzt ein größeres Maß an Zurückhaltung, lässt die melodischen Bögen sich frei atmend aussingen, teils mit geradezu meditativer Ruhe und Eindringlichkeit. Dabei hat sein Ton nichts an Körperlichkeit eingebüßt, bleibt weiterhin bernsteinfarben grundiert und gefällt mit einer nicht unbedingt violintypischen Wärme. So folgt man Letzbor und seinen Begleitern von Herzen gerne in diese musikalischen Labyrinthe, in denen sich Altbekanntes (Schmelzer: Ciaccona) neu entdecken und neu Entdecktes (Vilsmayr: Sonata - mit extravaganter Skordatur) erstmals hören lässt. Ein Album, dem man leicht auf Anhieb verfällt.

Sven Kerkhoff