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Debussy, C. (Osborne, St.)

Frühe und späte Klavierwerke

Info Musikrichtung: Impressionismus / Klavier VÖ: 97.10.2022 (Hyperion / Note 1 / CD / DDD / 2021 / Best. Nr. CDA68390) Gesamtspielzeit: 73:53

Bei all den sehr guten Einspielungen des Klavierwerks von Claude Debussy fällt die Wahl oft schwer. Aber wenn man sich schließlich für eine der Interpretationen des britischen Pianisten Steven Osborne entscheidet, wird man gewiss nicht enttäuscht. So auch bei diesem Album, das die frühen und späten Werke des Franzosen auf jene subtil-plastische Weise ausleuchtet, die man schon aus Osbornes Einspielungen der „Préludes“ oder „Images“ kennt.

Auch jenseits der großen Zyklen finden sich schon früh erste Meisterwerke. Ob es sich um die beiden wandlungsreichen „Arabesques“, die tänzerisch perlende „Suite bergamasque“ (mit dem stimmungvollen „Clair de lune“) oder die rhythmisch gepfefferte „Tarantelle styrienne“ handelt: Osbornes sensitive, dabei jedes Detail bedenkende Interpretation lässt die verspielten Passagen dezent funkeln und die die bereits hier angelegten malerischen Momente in feinem Farbspiel irisieren.

Diese Qualität zeichnet ebenso die drei kurzen „Images oubliées“ aus, Vorläufer der beiden reifen Sammlungen. Dank der Raffinesse, mit der Osborne hier sanft atmende Bewegungen, abgedämpfte Farben und dynamische Schattierungen in Beziehung setzt, ein Genuss. Die Intimität, die der Komponist der jungen Widmungsträgerin ins Album schrieb, ist spürbar. Und noch eine hingeworfene Petitesse wie das „Pièce pour piano ‚Morceau de concours‘“ gewinnt so viel Substanz, dass die Aufnahme in dieses Programm gerechtfertigt erscheint.

Der Ausklang stimmt etwas melancholisch: Die letzten Stücke, Gelegenheitswerke des bereits von schwerer Krankheit gezeichneten Komponisten, sind aphoristische Verheißungen, Schwebezustände an der Grenze zur Stille. Osborne überzeugt hier durch die ganz nach innen gekehrte Intensität seiner Darbietung.

Georg Henkel