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Reviews

Schaw, C. (I Giardini)

The Wheel


Info

Musikrichtung: Postmoderne / Neue Musik

VÖ: 04.11.2022

(Alpha / Note 1 / CD / DDD / 2021 / Best. Nr. Alpha 881)

Gesamtspielzeit: 55:53

KUNSTGEWERBLICH

Alles war schon mal da und anything goes. Und die sogenannte "neue Klassik" ist häufig nur noch ein postmoderner Remix der Tradition. Erlaubt ist, was gefällt.

Ausgewählt schöne Momente der Musikgeschichte, angefangen von John Tavener über Bach und Chopin bis hin zu Impressionen von Pärt, Glass und Feldman werden von der US-amerikanischen Komponistin Caroline Shaw adaptiert und mit kompositorischen Morphing- und Klebemitteln wieder zusammengefügt. Dieses Remixing erinnert an die Verfahren von DJs in der Klassiklounge.
Die ungenierte Lässigkeit, mit der die Komponistin die Fundstücke rekomponiert, mag man bewundern. Ebenso beeindruckt die technische und interpretatorische Kompetenz sowie die offenkundige Begeisterung, mit der die Musiker:innen von „I Gardini“ sich den gewiss gut klingenden Arrangements für Solisten oder Kammerensemble widmen.
Und solange man nicht genauer hinhört, erfüllt diese Musik im besten Satie’schen Sinne die Funktion von musique d'ameublement, von dekorativer Möbelmusik, die der französische Anarchovisionär vorausgesehen und bereits selbst erprobt hat.

Bei genauerem Hinhören ärgert einen der postmoderne Verbrauch der Originale. Die Materialien werden wie Fertigbauteile in immer neuen Sequenzen aneinandergereiht und mit ein paar schicken Nebentönen und Schlenkern „modernisiert“. So ergeben sich hübsche Momente, versehen mit effektvollen Ausrufezeichen, hier und da ein bisschen Thrill und stimmungsvoller Atmosphäre. Es mutet dann doch recht kunstgewerblich an.

Die kulinarischen Vergleiche der Komponistin in den Begleittexten sind immerhin entwaffnend ehrlich. Ihre Musik sei ähnlich wie Sashimi. (Also so elementar wie roher Fisch auf rohem Gemüse.) Oder: Bei Chopin – dessen a-Moll Mazurka op. 17 sie in dem Stück Klavierstück „Gustav Le Gray“ verarbeitet – schwebe eine chromatische Melodie locker „wie eine Zwiebelschale“ über der harmonischen Progression. Beziehungsweise „… kürzer ausgedrückt, es ist wie Prosciutto und Minze.“

Also alles nur eine Frage des Geschmacks?



Georg Henkel

Trackliste

The Wheel, Thousandth Orange; Gustave Le Gray; Boris Kerner; In Manus Tuas; Limestone & Felt

Besetzung

I Gardini: Shuichi Okada (Violine), Léa Hennino (Viola), Pauline Buet (Cello), Eriko Minami (Percussion), David Violi (Klavier)
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger