Reviews

Jesse Tabish

Cowboy Ballads Part I

Info Musikrichtung: Indie Pop-Rock VÖ: 21.10.2022 (PIAS) Gesamtspielzeit: 37:39 Internet: https://www.facebook.com/JesseTabishOL/ https://store.pias.com/

Jesse Tabish dürfte Einigen bekannt sein als Mitglied der US-amerikanischen Indie Rock-Band Other Lives, dort verantwortlich für den Leadgesang, Gitarre und Piano. Nähere Angaben zur Besetzung dieser Soloplatte, Cowboy Ballads Part I liegen nicht vor, nur, dass die vierzehn Songs gemeinsam von Jesse Tabish, Kim Tabish, Jonathan Mooney, Josh Onstott und Danny Reisch eingespielt wurden.

Dem Plattentitel entgegenstehend, werden keine Cowboy-Balladen in diesem Sinne geboten, wie man es vielleicht vermuten würde, also keine Spur Country. Zunächst fällt der breitflächige Sound voller Reverb auf, es hallt sehr stark und lässt die Songs total "wattig" erscheinen. Immer wieder mischen sich kurze Songs ein, die wie Ausschmückung dienen, und mit "Manchini" taucht dann endlich der erste eher "greifbare" Song auf. Ob Tabish dem Phil Spector auf die Finger geschaut hat? Denn da klappern Kastagnetten, der Raum ist gefüllt mit waberndem Klang, ja, ein gewisser "Wall Of Sound" ist das schon.

Eine sphärenhaft epische Stimmung zieht sich durch das ganze Album, und mitunter wirkt es auch eher bedrückend als erheiternd. Denn nicht nur Melancholie ist zu spüren, auch dezent depressiv wirkt so manch' ein Stück, "New Love" zum Beispiel. Erst mit "Castro" wird nach "Manchini" wieder ein guter Song geboten, mit einem sehr vielschichtigen und üppigen Arrangement, und dazwischen so etwas wie eine typische "Spaghetti-Western"-Gitarre, die dann doch noch einen Hauch Cowboy vermittelt.

Zu bemerken sei noch, dass das ganze Album im Homerecording-Modus entstand und da muss man dem Protagonisten doch eine gute Fleißarbeit bescheinigen, denn mit der Produktion hat man sich tatsächlich viel Mühe gegeben. Aber es ist halt in der Tat Geschmackssache, ob man für die Dauer der Spielzeit in diesem dichten Nebel abtauchen möchte, vielleicht sogar dem Ertrinken nah, denn mitunter entsteht das Gefühl, in die Tiefe gezogen zu werden.

Wolfgang Giese