Reviews
Cully 2022
Info
Musikrichtung:
New Musette
VÖ: 14.10.2022 (TCB The Montreux Jazz Label) Gesamtspielzeit: 54:41 Internet: https://www.richardgalliano.com/en/ https://challengerecords.com/home https://www.martinaweinmar.de/ |
Der Akkordeonspieler Richard Galliano wurde in Frankreich geboren und lernte das Spiel dieses Instruments durch seinen Vater. Im Alter von vierzehn Jahren interessierte er sich darüber hinaus für Jazz und setzte dieses um auf dem Akkordeon.
1983 traf er mit dem weltberühmten Kollegen Astor Piazzolla zusammen, der ihm einige wichtige Tipps gab. So riet dieser ihm, sich auf seine französische Herkunft zu besinnen und einen "Musette Neuve-Stil" zu schaffen, was dann auch schon bald entsprechend umgesetzt wurde. ["New Musette" (feat. Phillip Catherine, Pierre Michelot & Aldo Romano)]
Zwischenzeitlich hat sich der Künstler einen Weltruhm erspielt und mit zahlreichen namhaften Musikern*innen Musik eingespielt, von Juliette Gréco und Charles Aznavour über Chet Baker und Enrico Rava zu Jan Garbarek und Wynton Marsalis.
Seine aktuelle Platte, Cully, entstand live während des Cully Jazz Festivals, es handelt sich um Aufnahmen vom 6.April 2022. Die CD ist Teil der erfolgreichen Reihe »Swiss Radio Days«, die Live-Aufnahmen mit den besten Musikern aus dem Jazz und verwandter Genres präsentiert. Galliano präsentierte dort sein neues Projekt, also das New York Tango Trio.
Die meisten der elf Songs stammen von Galliano, dreimal interpretierte er Stücke von Piazzolla (#1, 3, 10), Track vier stammt von Erik Satie, Track sechs von Paul Misraki und Track elf von Serge Gainsbourg. Insofern gibt es hier nicht einen einzigen Jazz-Standard zu hören.
Sehr schwungvoll startet die Platte, und nach einer Einleitung legt Gitarrist Sébastien Giniaux ein beeindruckendes Solo vor, dass mich auch an die Spielweise Philip Catherine's erinnert, und überhaupt einen Hauch jener Gitarristen atmet, die in der Nachfolge Django Reinhardt's beeindruckende Spuren hinterlassen haben. Die Leichtgängigkeit und die Schwerelosigkeit, mit der die drei Musiker die Musik fliegen lassen, ist imponierend und sehr emotional ausgelegt.
Mit dem "New York Tango" erscheint ein Song, der voller großartiger Ausdruckskraft steckt, voller Feuer und Hingabe, einer Stimmung, die rasch überspringt beim Hören. Ja, man wird schnell eins mit den Musikern und wähnt sich live dabei, das ist absolut mitreissend. Wenn wir dann bei Erik Satie (#4) angekommen sind, dann wird es ruhiger und ein Hauch Romantik schwebt durch die Luft, wenngleich auch nur kurz, denn der Titel geht nahtlos über in den nächsten Song, und hier erleben wir erneut ein herrliches Beispiel der New Musette. Hier spielt der Gitarrist nun ein Cello und gibt dem Ganzen eine weitere Klangfarbe.
Die Lebendigkeit dieser Einspielung zieht sich durch das ganze Repertoire und wenn dann zum Schluss der große Erfolg von Serge Gainsbourg, "La Javanaise", auf dem Programm steht, dann bemerkt man, wie auch ein Chanson ohne Worte auskommen kann, ohne dass etwas fehlen würde, die Interpretation der drei Musiker erzählt auch so eine Geschichte. Gänsehautmäßig wird es dann, wenn ab etwa Minute Zwei das Publikum einsetzt, um mitzusingen, jetzt wird sie perfekt, die Einheit zwischen Musikern und Publikum, ein verzaubender Abschluss eines wunderschönen Konzerts!
Trackliste
2 New York Tango
3 Chiquilin De Bachin
4 Gnossienne No.3
5 Chat Pitre
6 Chiens Perdus Sans Collier
7 Il piccolo Circo
8 Waltz For Nicky
9 Tango Pour Claude
10 Milonga Del Angel
11 La Javanaise
Besetzung
Sébastien Giniaux (Guitar & Cello)
Diego Imbert (Double Bass)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |